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Universität Tübingen

 
Historisches Seminar
Abteilung für Alte Geschichte / Proseminar
"Die Gladiatoren in der Antike"
Die Spiele des Pompeius im Jahre 55 v. Chr.
Stud. Rat H. Eichele
Achim Glasbrenner
WS 1994/95  / Note: 3-4 :-(

 
 
 
 



 
 

Inhaltsverzeichnis
 
 

I. Pompeius und der politische Hintergrund

II. Das theatrum pompeii

III. Der Circus Maximus

IV. Die Spiele des Pompeius im circus maximus

V. Die venationes des Pompeius

VI. Schlußbetrachtung


 



 

Literaturverzeichnis
 
 

a) Quellen
 
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Plutarch, Plutarch`s Lives; rec. T.E. Page et. al., Bd.5, Harvard University Press, Cambridge, Massachuesetts, 1955
L. Annaeus Seneca, dialogorum libri duodecim, rec. L.D. Reynolds, Oxford University Press, 1977 

 

b) Sekundärliteratur
 
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Wiseman, T.P., Roman Political Life 90B.C.-A.C. 69, Exeter Studies in history Nr. 7, Exeter, 1985

 



 

I. Pompeius und der politische Hintergrund
 
 

Die militärische Laufbahn des Pompeius (106 - 48 v.Chr.) begann früh unter dem Befehl seines Vaters, mit dem er gegen die italischen Bundesgenossen kämpfte.

Während der Zeit des Bürgerkrieges stand er auf der Seite Sullas, für den er später Sizilien und Afrika eroberte. Obwohl er noch kein offizielles Amt begleitet hatte und trotz seiner Jugend, mußte ihm Sulla auf öffentlichen Druck hin den 1. Triumph im Jahre 79 gewähren. Nach 72 unterwarf er Spanien und beendete endgültig den Aufstand unter Spartakus. Dies brachte ihm den zweiten Triumph als Feldherr und im Jahre 70 sein erstes Consulat zusammen mit Crassus ein.

Angesichts der Bedrohung des Mittelmeers durch die Piraten und durch geschickte Zusammenarbeit mit dem Volkstribunen Gabinius, gelang es Pompeius, mit dem auf drei Jahre festgesetzten Oberbefehl über die gesamte Mittelmeerküste eine ungeheure Machtfülle an sich zu binden.

Pompeius besiegte die Piraten und es gelang ihm, gegen den Willen des Senats im Jahre 66 mit dem Oberbefehl gegen Mithridates und Tigranes beauftragt zu werden. Der bis dahin nicht unerfolgreiche Lucullus wurde schmählich abgesetzt.

Pompeius Feldzug war ein Erfolg und er konnte das Reich im Osten erheblich vergrößern.

Zurückgekehrt nach Italien entließ er 62 in Brundisium sein Heer und feierte 61 wiederum einen großen Triumph in Rom. Die Beziehungen zum Senat verbesserten sich allerdings nicht, denn jener mußte einen zu einflußreichen Feldherrn fürchten. Diese Spannung suchte nun Caesar zu nutzen und schloß ein Bündnis mit Pompeius und Crassus. Als Folge dieser Verbindung gelang es, während des Consulats Caesars das Agrargesetz zur Versorgung der Veteranen des Pompeius durchzusetzen und trotz weiteren Opponierens des Senats konnte Pompeius erreichen, für 5 Jahre mit Vollmachten für die Getreideversorgung ausgestattet zu werden. Ebenfalls im Jahre 59 fand die Hochzeit zwischen Pompeius und Caesars Tochter Iulia statt.

Eine Erneuerung des Dreibundes ermöglichte für 55 das Consulat für Pompeius und Crassus, während laut weiterer Absprachen Caesars gallische Statthalterschaft bestätigt wurde.

Pompeius Einfluß und seine Machtposition gegenüber dem Senat stützten sich stark auf seinen Ruhm als Feldherr, der ihn beim Volk beliebt machte.

Dieses Ansehen trat damals aber hinter die großen militärischen Erfolge Caesars in Gallien zurück. Der Bau eines steinernen Theaters und die fünftägigen Spiele anläßlich der Einweihungsfeierlichkeiten sind deshalb in besonderer Weise dazu angetan, die Popularität Pompeius beim Volk und damit auch seine politische Position zu stärken.
 
 

II. Das theatrum pompeii
 

Die erste Theateraufführung in Rom datiert Weeber(1) ins Jahr 364 v.Chr. Eine Seuche war damals der Anlaß für jenes Schauspiel, das seiner Ansicht nach ein Opferritual darstellte. In der Folgezeit wurden die klassischen griechischen Theaterstücke, die ludi graeci, mehr und mehr von den auf römische Verhältnisse zugeschnittenen Stücken, den ludi romani, abgelöst und verloren zunehmend ihren sakralen Charakter. Letztere erfreuten sich wachsender Beliebtheit beim Volk. Der im Verhältnis zu Triumphzügen, Gladiatorenspielen und Tierhetzen geringe finanzielle Aufwand, der für eine Theateraufführung nötig war, hat wohl dazu geführt, daß auch schon zur Zeit von Pompeius rund zwei Drittel des römischen Festspielkalenders von szenischen Aufführungen, sog. ludi scaenici, belegt waren.

Die Stiftung eines Theaters, das als erstes ganz aus Stein gebaut war, dürfte vom Volk im oben angeführten Kontext als eine sehr großzügige und damit populäre Geste anerkannt worden sein.

Wie aus Abb. 1 ersichtlich, stellt das Pompeiustheater einen durchaus würdigen Rahmen für Aufführungen dar. Mit einer Größe von 180m x 135m stellte es Sitzplätze für 30- bis 40tausend(2) Zuschauer bereit.

Hinter dem Szenengebäude schloß sich ein Garten an, der mit einer geräumigen Wandelhalle, der porticus pompeii, die den Zuschauern wohl bei Regen Schutz bieten konnte und die bei Vorführungen auch allerlei Händler und Wahrsager beherbergte. Daran angeschlossen war die curia pompeii.

In der Mitte des Zuschauerhalbrunds erhob sich ein Tempel zur Ehren der Venus Victrix (3).

Im Theater selbst sollen sportliche und musikalische Wettkämpfe die Einweihung im Oktober des Jahres 55(4) geziert haben(5), es wird aber auch von pompösen szenischen Aufführungen berichtet(6).
 
 

III. Der Circus Maximus
 

Das eigentliche Augenmerk soll aber auf den Spielen im circus maximus ruhen, die während der fünftägigen Einweihungsfeierlichkeiten gegeben wurden. Der circus maximus, nahe des Tiberufers gelegen, war der größte Austragungsort von Wagenrennen, Tierhetzen und Gladiatorenspielen aller Art und darüber hinaus eine beeindruckende Sportarena, wie in Abb. 2 erkennbar ist.

Zur Zeit des Pompeius dürfte er wohl ca. 650m lang und 125m breit gewesen sein. Die Zahl der Zuschauer betrug ungefähr 150.000(7).

Das Halbrund im Südosten (im Bild oben gelegen) umschließt die porta triumphalis, durch das die siegreichen Wagen die Arena verließen. In der Mitte der gegenüberliegenden Seite befand sich die porta pompae, der Haupteingang zum Circus, an den sich links und rechts sechs kleinere Tore anschlossen. Darüber lag die Loge für den Ausrichter der Spiele, den editor spectaculorum

Die Arena wird von der spina in zwei langgezogene Bahnen geteilt, davon etwas abgesetzt bilden die metae die Wendemarken, bestehend aus je drei Kegelsäulen. Auf der spina war Platz für Altäre und kleinere Opferstätten.

Der Abstand der spina zur porta pompae war größer als auf der anderen Seite, wohl um Platz für gemeinsame Ehrbezeugungen der Kämpfer an den editor zu bieten.

Die Arena war zu den Zuschauerrängen hin durch bronzene Gitter abgetrennt, welche die Zuschauer bei venationes vor wilden Tieren schützen sollten. Dahinter schlossen sich zunächst die steinernen Ehrentribünen an, danach wohl noch zwei weitere aus Holz.
 
 

IV. Die Spiele des Pompeius im circus maximus
 

Friedländer(8) berichtet von einer Zirkusprozession, die jeweils dem Beginn von Spielen im Circus vorausging. Diese war einem strengen Kult gemäß in ein festgelegtes Protokoll eingezwängt in dessen Verlauf der Ausrichter der Spiele in den Circus einzog. Ob dieses Ritual bei jeder Art von Spielen begangen wurde, ist ungewiß.

Nach Cassius Dio soll Pompeius im Circus ein Pferderennen gegeben haben(9), womit wohl ein Wagenrennen gemeint ist. Davon wird aber weder bei Plinius und Seneca, noch bei Cicero, der seinem Bericht nach ein Augenzeuge war(10), berichtet.

Vielleicht hat Cassius Dio ob der Beliebtheit und Häufigkeit von Wagenrennen diese im späteren Rückblick einfach angenommen. Ein Wagenrennen würde aber Ciceros Schilderung widersprechen(11), der an jedem der fünf Tage zwei Tierhetzen, eine morgens und eine nachmittags, angibt. Ein Wagenrennen wäre, insofern Ciceros Darstellung der Wahrheit entspricht, wohl nicht in der Pause zwischen zwei Tierhetzen begonnen worden. Es scheint auch unwahrscheinlich, daß Cicero bei der Ausführlichkeit seiner sonstigen Schilderung der Einweihungsfeierlichkeiten, ein Wagenrennen nicht erwähnt hätte.
 
 

V. Die venationes des Pompeius
 

Nach übereinstimmender Quellenlage läßt sich feststellen, daß bei den Spielen im circus maximus venationes die Hauptattraktion waren. Ob diese Tierhetzen sich mit den Aufführungen und Wettkämpfen, die im Theater inszeniert wurden, zeitlich überschnitten haben, ist nicht eindeutig überliefert. Dies ist aber wahrscheinlich, denn nach Cicero(12) fanden an den fünf Tagen jeweils zwei venationes pro Tag im circus statt, so daß kaum anzunehmen ist, daß gerade und nur in den Spielpausen, wenn es überhaupt welche gab, ein Programm im Theater angeboten wurde.

Tierhetzen waren beim Volk sehr beliebt und zogen ihren besonderen Reiz nicht nur aus der Befriedigung niederster Instinkte angesichts des Todes von Menschen und Tieren, sondern auch und besonders daraus, daß man Tiere im Circus sehen konnte, die bis dato völlig unbekannt waren. Dies zeigt sich in der besonderen Ausführlichkeit einzelner Quellen wenn es darum geht, aufzuzeigen, bei welchen Spielen wann welche Tierart zuerst und in welcher Anzahl gezeigt wurde(13).

Im Gegenzug waren der Fang dieser Exoten und der Transport nach Rom für den Ausrichter ein finanziell äußerst aufwendiger Luxus, der vom Volk aber mit Bewunderung belohnt wurde.

Zirkusspiele mit Tieren konnten verschiedene Formen haben. Entweder wurden die Tiere nur vorgeführt, um dann ob ihrer Seltenheit in Tiergehege gebracht zu werden, oder sie wurden zum blutigen Kampf in die Arena geschickt. Dort ließ man sie entweder gegen andere Tiere kämpfen oder sie wurden gegen eigens dafür ausgebildete Gladiatoren, die bestiarii, gestellt. Dabei waren die Tiere jedoch meist unterlegen. Cicero überliefert Kämpfe mit bestiarii bei den pompeiischen Spielen(14).

Üblicherweise wurden in der Mittagszeit Verbrecher hingerichtet, die ad bestias(15) verurteilt worden waren. Dies war für die Tiere meist ein gefundenes Fressen, weil die Verurteilten nicht geübt waren, sich zu wehren. Hinzu kam, daß sie nicht immer bewaffnet wurden oder manchmal sogar an Pfähle gebunden waren.

Im Vergleich zu anderen Arten der Aufführungen waren solche Hinrichtungen, von denen Cicero bei Pompeius mit Abscheu berichtet(16), also nur Pausenfüller.

Die hauptsächliche Attraktion der Spiele des Pompeius bestand wohl aber in der Anzahl und der Verschiedenheit der Tiere selbst.

Von den Löwen, die wegen ihrer Wildheit besondere Aufmerksamkeit erregten, soll Pompeius 600 in die Arena geschickt haben(17), außerdem noch 410 Panther(18). Während die Löwen wohl über die Spieltage verteilt in die Arena gelassen wurden, sollen die Panther alle auf einmal, oder zumindest an einem Tag zum Kampf losgelassen worden sein(19). Dies war für nicht nur für damalige Verhältnisse eine ungeheure Anzahl, die diesen Spielen und damit Pompeius zu großem Ruhm gereichten.

Die Quellen beschränken sich bei den Gattungsangaben meist darauf, nur die fremdländischen besonders zu erwähnen. Es darf aber angenommen werden, daß als Beiwerk und der Abwechslung wegen auch zahlreiche Tiere aus den europäischen Provinzen, wie Stiere, Bären, Hirsche, Rehe, Wölfe und Wildschweine gezeigt, d.h., getötet wurden. Diese dürften auch wesentlich billiger zu beschaffen gewesen sein.

Einige Tiere wurden bei diesen Spielen in Rom zum ersten Mal gesehen. Dazu gehörten das Rhinozeros, das chama und der kepos(20).

Ein besonderer Höhepunkt der Spiele scheint jedoch eine im circus maximus nachempfundene Elephantenjagd gewesen zu sein, bei der zwischen vierzehn und zwanzig Elephanten umgekommen sind(21). Dem großen Echo der zeitgenössischen und nachfolgenden Autoren nach zu urteilen, machte dieses Schauspiel wohl den größten Eindruck(22). Dies war auch nach Plinius(23) erst das dritte Mal, daß Elephanten in der Arena zu sehen waren.

Diese Jagd soll nach Cicero am letzten der fünf Tage stattgefunden haben(24), wobei eine Gruppe von Gätulern den Elephanten mit Wurfspießen entgegentraten(25).

Plinius berichtet, daß die Elephanten ob ihres Verhaltens einige Aufmerksamkeit beim Publikum erregt haben. Einer der Elephanten soll, nachdem ihm von Speeren die Füße durchbohrt waren, auf Knien zu den Angreifern gekrochen sein, diese mit seinem Rüssel gepackt und in die Luft geschleudert haben, wobei ein kreisförmiges Muster der auf dem Boden liegenden Feinde zu sehen war.

Ein anderer soll sofort nachdem ihn ein Speer in Auge traf, tot umgefallen sein weil dabei wohl das Gehirn verletzt wurde.

Auch soll die Gunst des Publikums wohl wegen dem schmerzlichen und leiderregenden Posaunen der Elephanten umgeschlagen haben, und es heißt, sie hätten Pompeius mit Schmährufen belegt(26). Cassius Dio berichtet sogar, daß ein Teil der Tiere vom Volk begnadigt und erst später getötet wurde und überliefert ein Gerücht, wonach den Elephanten übersinnliche Kräfte zugesprochen wurde(27). Das Leid dieser Tiere erzeugte ebenfalls bei Cicero Mitleid, weil an dem Verhalten der Tiere etwas menschliches wäre(28). Schließlich ist auch ein Versuch der Tiere überliefert, die den Sandplatz umgebenden Gitter zu durchbrechen(29).

Es scheint auch heute noch nachvollziehbar, daß die Größe dieser Tiere und der Lärm ihres Posaunens beim Publikum solche mystischen Verklärungen hervorgerufen haben. Auch bot die Größe und Fremde der fernen Provinzen reichlich Raum für Fabelgeschichten(30).
 
 

VI. Schlußbetrachtung
 

Das relativ große und teilweise recht ausführliche Echo der zeitgenössischen Autoren läßt darauf schließen, daß die Spiele des Pompeius ihre beabsichtigte Wirkung nicht verfehlt haben und die Beliebtheit des großen Feldherrn in den Reihen des einfachen Volkes ist damit sicher gestiegen, gerade zu einer Zeit als ihm in Caesar ein vielleicht ebenbürtiger Konkurrent erwuchs, der auch auf die Gunst des Volkes nicht verzichten konnte.

Natürlich brachte der Zwang, den Vorgänger oder frühere Aufführungen in Qualität und Quantität zu übertreffen, in der Folgezeit noch großartigere Spiele hervor, vor allem in der Kaiserzeit, aber der Bau eines Theaters und fünftägige Tierhetzen stellten schon in dieser Zeit eine ungeheure finanzielle Anstrengung dar.

Die Anzahl der Tiere, 600 Löwen, über 400 Panther und fast zwanzig Elephanten sind sicherlich die bemerkenswerten Eckpunkte dieser Spiele, die Premiere von Luchs, Rhinozeros und einer Affenart sind schmückende Glanzlichter.
 
 
 



 
 

Fußnoten
 
 

1 Weeber, K.-W., Brot und Spiele, Pawlak Verlag, Herrsching, 1989, S.190f
2 Plinius berichtet hier von 40.000 Sitzplätzen (Plin. nat. 36, 115)
3 Gelzer vermutet hierbei, daß die Betonung des kriegerischen Victrix-Aspekts mit der Finanzierung des Theaters durch die erfolgreichen Feldzüge Pompeius im Osten zusammenhängt. (Gelzer, M., Pompeius, Stuttgart, Steiner Verlag, ND 1984, S. 138. u. S. 171f)
Vergleiche zur Venus Victrix auch Plinius (Plin. nat. 8, 20)
4 Cic. Pis. 65
5 Weeber, K.-W., Panem et Circenses, in: Zaberns Bildbände der Archäologie, Bd. 15, Verlag von Zabern, Mainz, 1994, S. 121
6 Cic. fam. 7,1,2. Cicero zeigt sich zwar von den Aufführungen insgesamt beeindruckt ("ludi apparatissimi", Cic. fam. 7,1,2), beklagt jedoch den maßlos überzogenen Aufwand des Bühnenbildes. Er spricht von 600 Mauleseln, die bei Clytemaestra gezeigt worden sein sollen und von 3000 tönernen Mischkrügen bei Equus Troianus.
7 An anderer Stelle ist jedoch nur von einem Fassungsvermögen von 50.000 die Rede (Reinmuth, Oscar W., KlP I, 1964, s.v. circus, S. 1194-1196)
8 Friedländer, L., Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms, Bd. II, Verlag von Hirzel, Leipzig, 1922 10, S. 44
9 Dio Cass. 39, 38. Die Römische Geschichte des Dio Cassius scheint durch ihr literarisches Anliegen und ihre rhetorische Einfärbung in bezug auf das Wagenrennen vielleicht ungenau. Hier ist die zeitgenössische Schilderung Ciceros vorzuziehen.
10 Cic. fam. 7,1,2
11 Cic. fam. 7,1,3
12 Cic. fam. 7,1,3
13 Hier v.a. bei Plinius (Plin. nat. 8, 70f) oder bei Seneca (Sen. dial. 10,13,3-9)
14 Cic. fam. 7,1,3. Cicero zeigt sich irritiert durch den Beifall des Publikums beim schnöden Töten einer "praeclara bestia" (Cic. fam. 7,1,3)
15 Vergleiche dazu Weeber, Panem et Circensis, 19.
16 Cic. fam. 7,1,3. Den ungleichen Kampf deutet "homo imbecillus" im Gegensatz zu "valentissima bestia" an.
17 Die Anzahl der Löwen variiert. Gelzer berichtet von 600 Löwen (Gelzer, aaO 138), Dio Cassius von 500 (Dio Cass. 39, 38) , Plinius spricht auch von 600, darunter 315 männliche, d.h., mit Mähnen (Plin. nat. 8,20,2).
18 Plin. nat. 8,64. Plinius spricht hier jedoch von gefleckten Tieren. Friedländer bezieht sich auch auf diese Quelle, nennt jedoch keinen Tiernamen, sondern führt nur "andere afrikanische Tiere" an (Friedländer, aaO 81).
19 Greenhalgh, Peter, Pompey: The Republican Prince, London, Weidenfeld & Nicolson, 1981, S. 61
20 Plin. nat 8,70f. Friedländer bezieht sich wiederum auf die gleiche Quelle und deutet kepos als eine afrikanische Affenart sowie chama als einen gallischen Luchs (Friedländer, aaO, S. 81).
21 Seneca berichtet von 18 (Sen. dial. 10,13,6), ebenso Dio Cassius (Dio Cass. 39, 38) und auch Gelzer entschied sich für diese Zahl (Gelzer, aaO 138). Plinius ist unentschieden zwischen 17 und 20 Elephanten (Plin. nat. 8,20).
22 Gelzer, aaO 138; Plin. nat. 8,20f; Sen. dial. 10,13,6; Dio Cass. 39,38; Cic. fam. 7,1,3
23 Plin. nat. 8,20
24 Cic. fam. 7,1,3
25 Die Gätuler erwähnt Plinius (Plin. nat. 8,20).
26 Plin. nat. 8,20-21
27 Dio Cass. 39,38,2-5. Er erwähnt dort, daß den Elephanten bei ihrer Abfahrt aus Afrika von ihren Wärtern zugesichert wurde, ihnen würde nichts geschehen.
28 Cic. fam. 7,1,3
29 Dio Cass. 39,38; Weeber, Brot und Spiele, S. 92. Weeber berichtet dort auch, daß die Gitter nicht an allen Stellen dem Ausbruchsversuch standhielten. Es gab aber offenbar keine Opfer.
30 Vergleiche hierzu das 8. Buch der naturalis historia des Plinius, der dort über eine Reihe von Tieren wunderbar anmutende Geschichten und Gerüchte aufgreift.