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1. Einleitung

Die internationale Politik ist der jüngste eigenständige Zweig der Politikwissenschaft. Seine Anfänge beginnen nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, als man international bemüht war, Bedingungen zu schaffen, welche die Wiederholung solch eines Grauens unmöglich machen sollten. Wissenschaftler aus allen Bereichen der Wissenschaft beschäftigten sich fortan mit der internationalen Politik, zuerst unter dem Aspekt der Friedenssicherung, später auch unter vielen anderen, als deutlich wurde, daß man sich über den eigentlichen Zweck der Untersuchungen nicht einigen konnte.

Schon der Begriff des Untersuchungsgegenstandes ist aufgrund einer Vielzahl von Meinungen schwer zu bestimmen. Begriffe wie Weltpolitik, internationale Beziehungen und internationale Politik werden untereinander vielfach synonym gebraucht.

Der Gegenstand der internationalen Politik, wie er heute definiert wird, befasst sich mit zwei Teilbereichen. Als erstes ist hier die allgemeine Realitätsanalyse zu nennen, die sich mit allen Bedingungen, Vorgängen und Auswirkungen der internationalen Politik befasst. Der zweite Teil, die Entwicklung von theoretischen Konzepten, resultiert aus dem ersten. Hier wurde und wird immer noch versucht aus den analytisch gewonnenen Erkenntnissen Modelle zu entwickeln, um Erklärungen und Möglichkeiten zu Voraus-sagen zu erhalten.

 Im Folgenden soll eine genaue Betrachtung der einzelnen Bereiche der Realitätsanalyse sowie eine allgemeine Darstellung von wichtigen theoretischen Konzepten erfolgen und an zwei Beispielen näher präzessiert werden.
 

2. Die Realitätsanalyse der internationalen Politik

2. 1. Die Akteure der internationalen Politik

Die Hauptakteure der internationalen Politik sind die souveränen Staaten. Diese sind von einander unabhängig und üben die Gewalt über ein definiertes Territorium aus. Sie vertreten ihre Interessen gegenüber anderen Staaten mittels ihrer Außenpolitik.

Supranationale Akteure sind natürliche oder juristische Personen verschiedener Staaten wie Parteienbünde, Konzerne, Banken oder Kartelle und agieren meist weltweit.[1]

 Internationale Organisationen sind staatenübergreifende Institutionen, die Vollzugsgewalt besitzen und aus einzelnen souveränen Staaten gebildet werden. Das beste Beispiel dafür ist die UNO, die als Endziel dieses Vorgangs die Schaffung einer Weltregierung hat. Zu den internationalen Organisationen zählen außerdem Wirtschaftsorganisationen wie der Internationale Währungsfond (IWF) oder das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT). Das Problem aller Organisationen liegt jedoch in dem Fehlen von geeigneten Organen zur Durchsetzung von Maßnahmen, da die einzelnen Staaten sich ihre Souveränität vorbehalten haben.

 

2. 2. Bestimmungsfaktoren außenpolitischen Handelns

Mehrere Faktoren bestimmen die Außenpolitik eines souveränen Staates. Dies sind im einzelnen innere, äußere und persönlichkeitsbedingte Faktoren. Diese sind bis auf die äußeren Faktoren aber auch auf die Politik internationaler Organisationen anwendbar.

 

2. 2. 1. Innere Bestimmungsfaktoren

Innere Faktoren umfassen alle Interessen eines Staates und der ihn tragenden gesellschaftlichen Gruppen, die in einem Bezug zu den Außenbeziehungen eines Landes stehen.[2] Eine Vielzahl von innergesellschaftlichen Einzelinteressen bildet schließlich das nationale Interesse, das die Außenpolitik eines Staates bestimmt. In der heutigen Zeit spielen aufgrund der internationalen Arbeitsteilung vor allem wirtschaftliche Interessen eine große Rolle.[3] Von großem Einfluß sind auch z.B. innenpolitische oder ideologische Einflüsse, die sich in internationalem Prestigestreben oder Revolutionsbemühungen bemerkbar machen können. Vielfach wird aber auch die Außenpolitik mißbraucht, um von dringenden inneren Problemen abzulenken. Die Schuld an innenpolitischen Unzulänglichkeitken wird dann dem Ausland gegeben und so eine innere Einigung erreicht. Dieses Phänomen verstärkt sich in allgemeinen Krisensituationen und führt zu einer weiteren Verschärfung des Konfliktes.

 

2. 2. 2. Äußere Bestimmungsfaktoren

Hier ist zuerst die geographische Lage eines Landes zu nennen und die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Verkehrstechnische und strategische Überlegungen spielen ebenfalls eine große Rolle. Beispielsweise hatte die Insellage Großbritanniens in den letzten Jahrhunderten ebenso großen Einfluß auf seine Außenpolitik, wie die Lage der Bundesrepublik als Frontstaat zwischen zwei Machtblöcken. Allerdings hat die Bedeutung der geographischen Lage aufgrund der weltumspannenden Kommunikation und der Entwicklung von schnellen Transportmitteln und neuen Waffensystemen stetig abgenommen.[4] Weit wichtiger sind heute die Machtstrukturen, Kräfte und Interessen, die im internationalen System wirken.[5] Bis vor kurzem war dies die Konfliktstruktur des Ost-West Gegensatzes, der sich nur wenige Staaten entziehen konnten und dem man sich notwendigerweise anpassen mußte.[6] Dieser Gegensatz ist für die Teilung Deutschlands ebenso verantwortlich wie für die Entstehung des Kalten Krieges.
 

2. 2. 3. Persönlichkeitsbedingte Bestimmungsfaktoren

Der Bereich der internationalen Politik ist im starken Maße von einzelnen Entscheidungsträgern abhängig. Im Gegensatz zur Innenpolitik eines Landes ist seine Außenpolitik weniger gesellschaftlichen und parteipolitischen Einflüssen unterworfen. Einzelne Persönlichkeiten haben so die Möglichkeit, prägend zu wirken, sofern sie Geschick und Durchsetzungsvermögen besitzen. Für Staatsführer aller Art war lange Zeit der "Primat der Außenpolitik" maßgebend, wie sich das in der Außenpolitik von Machiavelli bis Bismarck wiederspiegelt, doch auch heute wird das internationale Geschehen von wenigen Persönlichkeiten geprägt. In diesem Zusammenhang ist die engagierte Reisediplomatie einiger Außenminister sowie die Gipfeldiplomatie zu nennen, bei der die Staatsführer selbst ihre Außenpolitik gestalten. Nicht selten entstehen durch einzelne Entscheidungsträger unvermutete Richtungsänderungen in der internationalen Politik wie das beispielsweise mit der Neuorientierung der deutschen Ostpolitik unter Bundeskanzler Brandt der Fall war.
 

2. 3. Instrumente der internationalen Politik

Um ihre Zielsetzungen in aktive Politik umzusetzen, bedienen sich die Akteure der internationalen Politik mehrerer Instrumente. In erster Linie sind zu nennen, die Diplomatie, die militärische Macht, das internationale Recht, die internationale Wirtschaftspolitik und die Auslandshilfe.

 

2. 3. 1. Das Instrument der Diplomatie

Die Diplomatie ist das klassische Mittel zur Regelung internationaler Angelegenheiten. Ihre Ursprünge liegen in der Zeit des Kaiserreiches Byzanz, in der erstmals das Muster des Auswärtigen Dienstes entwickelt wurde. 1140 n. Chr. wurde dort ein venezianischer Delegierter zum ersten ständigen Vertreter einer ausländischen Regierung. Die Diplomatie entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten zunehmend, bis schließlich im Jahre 1626 in Frankreich durch Kardinal Richelieu das erste moderne Außenministerium im Abendland geschaffen wurde.[7] Das Ende der bis dahin praktizierten Geheimdiplomatie ergab sich mit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918. An ihrer Stelle verkündete der amerikanische Präsident Wilson das Prinzip der offenen Diplomatie, die demokratisch legitimiert und kontrolliert ist. Daraus ging die heute gültige Form der modernen Diplomatie hervor.

Die Aufgabe der Diplomatie kann als Einrichtung definiert werden, durch die sich souveräne Staaten und internationale Organisationen mittels Verhandlungen über sie betreffende Fragen verständigen.[8] Zum Aufgabenbereich der Diplomaten gehört also der Austausch von Informationen und die Planung und Durchführung von internationalen Verhandlungen.[9] Ihre Aufgabe ist die Erstellung von internationalen Vereinbarungen, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Zielsetzungen auch unterschiedliche Formen haben. So werden neben Regierungsabkommen auch Aide-mémoires, Noten und Deklarationen verabschiedet. Diesen Resultaten liegen meist langwierige Verhandlungen zugrunde, die meist mit einem Kompromiß, nicht selten aber auch mit einem Diktat enden. Die Tätigkeiten der Diplomaten werden durch bestimmte Vereinbarungen geregelt. In diesen wurden zahlreiche Privilegien aber auch protokollarische Vorschriften vereinbart, um internationale Normen zu schaffen.

Durch die Entwicklung moderner Kommunikationsmittel und schneller Verkehrs-verbindungen verloren die Diplomaten zunehmend an Eigenverantwortlichkeit. Sie wurden direkt von den Weisungen ihrer jeweiligen Zentralen abhängig und haben damit heute praktisch nur noch eine Vollzugsfunktion.[10] Dieser Vorgang wurde gefördert durch das Entstehen der sogenannten Gipfeldiplomatie, bei der die Staatsführer der verhandelnden Staaten persönlich die Initiative ergreifen. An dieser Stelle trat ein neuer Schwerpunkt des diplomatischen Aufgabenfeldes hervor. Nachdem seine Bedeutung als Unterhändler abgenommen hat, ist der Diplomat heute meist zum Spezialisten für ein Land oder eine Region geworden. Seine Analysen und Urteile sind wichtige Entscheidungshilfen für die Entscheidungsträger.
 

2. 3. 2. Das Instrument der militärischen Macht

Das friedliche Mittel der Diplomatie wird meist durch die Anwendung von militärischer Gewalt ergänzt. Vielfach war und ist heute immer noch der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, wie Karl von Clausewitz ihn definierte. Militärische Macht ist ein wichtiger Faktor in der Außenpolitik einzelner Länder, mittlerweile aber auch internationaler Organisationen wie der UNO. Maßgebend für diesen Faktor ist das jeweilige militärische Potential, das nicht nur konkrete Truppenstärken und Bewaffnung, sondern auch Größen wie Ausbildungsstandard und Moral umfaßt.[11] Militärische Macht wird neben innenpolitischen Gründen meistens eingesetzt, um erfolgsorientierte Ziele zu verfolgen, wie Kriegsbeute und die Herrschaft über die Besiegten.[12] Solchen Bestrebungen wirken immer die Angst vor den Kosten und der Niederlage entgegen. Kann das Gleichgewicht der Abschreckung der potentiellen Gegner nicht länger aufrecht erhalten werden, so entwickelt sich in einer Konfliktspirale über steigende Spannungen und steigende militärische Bereitschaft schließlich ein offener Krieg.

Seit der französischen Revolution entwickelten sich die Konflikte mehr und mehr zu dem heute praktizierten "totalen" Krieg. Er zeichnet sich durch die Mißachtung der Unterscheidung zwischen Streitkräften und Zivilbevölkerung aus und beinhaltet die Mobilisierung aller militärischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ressourcen.[13] Das Ziel des "totalen" Krieges ist die vollkommene Vernichtung des Feindes. Diese Entwicklung erreichte im ersten und zweiten Weltkrieg ihren bisherigen Höhepunkt. Nach Überwindung des Ost - West Konfliktes ist man heute bemüht, mittels Abrüstung, Rüstungskontrolle und vor allem mit Hilfe internationaler Organisationen wie der UNO, auftretende Konflikte friedlich zu lösen.

 

2. 3. 3. Das Instrument des internationalen Rechts

Das internationale Recht, wie es heute besteht, entstand mit der Entstehung der modernen Territorialstaaten in Europa. Es beruht auf einem System souveräner Staaten, die erkannt haben, daß es in ihrem eigenen Interesse liegt, völkerrechtliche Fragen friedlich zu schlichten.[14] Das wichtigste Prinzip ist dabei die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit der einzelnen Staaten sowie deren Gleichberechtigung.

Wirkungsgebiete des internationalen Rechts sind z.B. Fragen der Kriegsführung (Genfer Konvention). Heute beschäftigt man sich vor allem mit internationalen Handels- und Territorialfragen. Das Problem des internationale Rechts ist, daß es auf einer freiwilligen Anerkennung der souveränen Staaten beruht. Deswegen besteht keine konkrete Möglichkeit zu seiner Vollstreckung da ihm die nötigen Vollzugsorgane fehlen. Der internationale Gerichtshof der UNO in Den Haag kann zwar Urteile rechtskräftig fällen, die betroffenen Staaten aber nicht zu deren Anerkennung zwingen. Zu einer gewaltsamen Durchsetzung eines Urteiles durch den Sicherheitsrat kam es nur sehr selten. Obwohl das internationale Recht seit seiner Entstehung meist beachtet wurde, versagt es in Fragen der Machtpolitik.[15] Als konkretes Beispiel dazu kann man die aktuellen Ereignisse in dem ehemaligen Jugoslawien nennen, bei denen es trotz vielfachen Bruchs von internationalem Recht nicht möglich ist, konkreten Einfluß auf die Ereignisse zu nehmen. Grundsätzlich ist es jedoch zu begrüßen, daß das internationale Recht als anerkanntes Schiedsmittel weiter an Bedeutung gewinnt und somit zur Basis der friedlichen Konfliktlösung auf internationaler Ebene wird.

 

2. 3. 4. Das Instrument der internationalen Wirtschaftspolitik

Aufgrund des wachsenden Welthandels und der internationalen Wirtschafts-verflechtungen wächst die Bedeutung internationaler Wirtschaftsfragen beträchtlich. Der Warenaustausch mit anderen Ländern unterliegt heute nicht nur Einflüssen des transnationalen Verbundes von Wirtschaftsunternehmen, sondern auch der jeweiligen Außenwirtschaftspolitik der einzelnen Staaten. Die internationalen Wirtschafts-beziehungen haben großen Einfluß auf die Inlandswirtschaft der einzelnen Länder. So kann der Nachfragerückgang eines bestimmten Produktes zu ernsten wirtschaftlichen Schäden bei der entsprechenden Exportindustrie des Erzeugerlandes führen. Die Abhängigkeit eines Landes ergibt sich außerdem aus der Wirtschaftsstruktur und seinem jeweiligen Autarkiegrad.[16] Das Bestreben der Staaten, die eigene Wirtschaft vor schädlichen Einflüssen zu schützen, führt zu Einführung von Zöllen und Handelsbeschränkungen. Mit diesen Mitteln kann nicht nur die einheimische Wirtschaft subventioniert, sondern auch diejenige eines anderen Landes gezielt destabilisiert werden. Dies eröffnet eine breite Palette von Einflußmöglichkeiten und Druckmitteln in der internationalen Politik, z.B. auch durch ein Handelsembargo berechtigte Forderungen durchzusetzen. Allerdings wird aber mit solchen Methoden oft willkürlicher Einfluß auf Entwicklungsländer ausgeübt.[17]

Nach dem Zweiten Weltkrieg griff man die Idee des Freihandelsideales, wie sie vor der Weltwirtschaftskrise (1929 ff) bestanden hatte, wieder auf, da man sich der Vorteile einer sinnvollen internationalen Arbeitsteilung wieder bewußt wurde.[18] Im Oktober 1947 wurde das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) unterzeichnet, das einen möglichst schnellen, weltweiten Zollabbau zum Ziel hatte. Es folgten weitere internationale Zusammenschlüsse wie die Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) oder die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Zweck dieser Freihandelszonen ist die verstärkte wirtschaftliche Integration der Partnerstaaten gegenüber dem Weltmarkt. Dies führt zwangsläufig zu einer Harmonisierung der Außenhandels- und Wirtschaftspolitik und eröffnet die Möglichkeit einer weiterreichenden politischen Union, wie das am Beispiel der Europäischen Gemeinschaft der Fall ist.

 

2. 3. 5. Das Instrument der Auslandshilfe

Der gezielte Einsatz von Auslandshilfe zur Verfolgung politischer Ziele beginnt vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Beispiel dafür dient der Marshall-Plan zum Wieder-aufbau Westeuropas. Vor allem im Zuge des Kalten Krieges wurden von der USA und der UdSSR verschiedene Länder mit umfangreichen Finanz-, Sach- und Militärhilfen gefördert. Ziel solcher direkter Hilfen ist es, die Außen- wie Innenpolitik des unterstützten Landes gezielt zu beeinflussen. Dies zeigt sich in der Unterstützung zahlreicher Revolutions- bzw. Konterrevolutionsgruppen durch die UdSSR und die USA, wie es in zahlreichen Ländern der 3. Welt geschah.

Zunehmende Bedeutung aufgrund des sich verschärfenden Nord-Süd Konfliktes erhält heute die Entwicklungshilfe. Die Motive, die hinter ihr stehen, sind entweder humanitärer, politischer oder wirtschaftlicher Natur. Während des Kalten Krieges wurde die Entwicklungshilfe vor allem von den Supermächten benutzt, um ihre jeweiligen Systeme zu verbreiten oder bestimmte Abstimmungsverhalten in der UNO zu erreichen.[19] Doch auch wirtschaftlich ergeben sich zahlreiche Vorteile für die Geberländer. Durch die Unterstützung von Auslandsprojekten wurde die einheimische Industrie gefördert und Brückenköpfe für die Erschließung neuer Märkte geschaffen.[20] Entwicklungshilfe in Form von Krediten fließt meist durch Rückzahlungen wieder in das Geberland zurück. Um eine koordinierte Entwicklungshilfe zu ermöglichen, wurden eine Reihe von internationalen Organisationen geschaffen wie die Internationale Finanz-Corporation (IFC) oder die Internationale Entwicklungsorganisation (IDA). Aber auch die Weltbank bemüht sich, Entwicklungsprojekte zu finanzieren und zu überwachen.
 

2. 4. Analysen internationaler Probleme und Konflikte

Auch nach dem Ende des Kalten Krieges hat die Zahl der mehr oder weniger kriegerischen Konflikte in aller Welt nicht wesentlich abgenommen. Die früher ideologisch bedingten Konflikte werden zunehmend durch ethnische ersetzt. Ziel der Konfliktanalysen in ihrem Ansatz ist die Untersuchung von Ursachen und die Entwicklung möglicher Lösungsvorschläge. Dazu zählen vor allem die Etablierung des Völkerrechtes und die Konfliktlösung durch internationale Organisationen wie der UNO. Prägend für das 20. Jahrhundert waren bzw. sind vor allem folgende zwei Konflikte.
 

2. 4. 1. Der Ost-West Gegensatz

Die Ursachen des Ost-West Konfliktes liegen in einem Gegensatz der kommunistischen bzw. kapitalistischen Systeme der Siegermächte UdSSR und USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Das ideologische Hauptziel der Sowjetunion war die Ausbreitung des Kommunismus, das sie mit allen Mitteln verfolgte. Während des Krieges war es ihr gelungen, ihr Territorium nach Westen auszudehnen und die meisten Staaten Osteuropas unter ihre ideologische Kontrolle zu bekommen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte rasch der Bruch des Paktes der Siegermächte bei der Konferenz von Potsdam. Nach kurzer Zeit kam es zum Ausbruch des sogenannten "Kalten Krieges", der von der Sowjetunion oft mit der ideologischen Durchdringung sozial unstabiler Völker geführt wurde.[21] Aufgrund dieser Politik kam es in den folgenden Jahrzehnten mehrfach zu gewaltsamen kommunistischen Machtergreifungen in einzelnen Staaten. Die USA verabschiedete 1947 die Truman-Doktrin, in der die Politik des "containment" festgelegt wurde. Fortan unterstützte die amerikanische Regierung Staaten mit Militär- und Wirtschaftshilfen, um eine Eindämmung des kommunistischen Einflusses zu erreichen. Der größte Teil der Welt war nun in gegnerische Lager geteilt. In den fünfziger Jahren entstand die Politik des "roll back", das zu einer Zurückdrängung des kommunistischen Einflusses durch Militärhilfen führen sollte. Seit den 50'er Jahren war durch die beiderseitige Aufrüstung ein atomares Patt entstanden. Dies ermöglichte ein System der gegenseitigen Abschreckung, das in der folgenden Zeit zu mehreren Abrüstungs- und Kontrollverhandlungen führte. Nach der Verkündigung der "friedlichen Koexistenz" durch Chruschtschow 1956 entstand bald ein friedlicheres Klima, das in der Entspannungs-politik endete. Das Ende des Ost-West Konfliktes erfolgte schließlich mit völligen Zusammenbruch der UdSSR und damit des Kommunismus.

 

2. 4. 2. Der Nord-Süd Gegensatz

Der Gegensatz von Industrieländern und Dritter Welt ist heute der wichtigste globale Konflikt. Seine Ursprünge liegen im Kolonialismus der westlichen Welt und der damit verbundenen Ausbeutung. Auch heute noch sind die Entwicklungsländer aufgrund Überbevölkerung, Verschuldung und mangelnder Industrialisierung in vielen Bereichen von den Industrienationen abhängig.[22] Trotz gegenteiliger Beteuerungen hat diese Tatsache große Vorteile für die Industrienationen, da sie in den Entwicklungsländern auf diese Weise billige Rohstofflieferanten und gute Absatzmärkte besitzen. Eine Unterstützung dieser Länder, die mittlerweile schon den größten Teil der Weltbevölkerung stellen, erfolgt meist in Gestalt von Entwicklungshilfe mit den schon beschriebenen Folgen. Im Laufe des Ost-West Gegensatzes kam es außerdem oft dazu, daß verschiedene Entwicklungsländer aus machtpolitischen Gründen von den sie unterstützenden Großmächten gegeneinander ausgespielt wurden.

Vor allem die Umweltproblematik gewinnt heute eine ungeahnte Bedeutung in den Beziehungen zwischen den Entwicklungs- und den Industrieländern. Der Umweltgipfel von Rio de Janairo hat gezeigt, daß eine Bewältigung der globalen Umweltprobleme nicht ohne eine Solidarisierung der Industrie- mit den Entwicklungsländern zu erreichen ist. Doch wurde auch deutlich, daß aufgrund der divergierenden Interessen solch eine Einigung noch in weiter Ferne steht. Ein Ausbruch eines globalen Konfliktes aufgrund des Nord-Süd Gegensatzes ist jedoch nicht zu erwarten, eher ist mit einer Reihe kleinerer Konflikte zu rechnen.[23] Wünschenswert ist in diesem Zusammenhang die Zunahme einer weltweiten internationalen Zusammenarbeit, um nicht nur die Entwicklung der 3. Welt voranzutreiben, sondern auch um globale Konflikte effizient lösen zu können.

 

3. Theoretische Konzepte der internationalen Politik

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam neben der etablierten analytischen Richtung der internationalen Politik langsam die Entwicklung von theoretischen Konzepten auf. Diese hatten zum Ziel, nicht die gewonnenen Erkenntnisse zu erklären, sondern auch operativ zu wirken, um die Anwendung von Wissen in Forschung und politischer Praxis zu ermöglichen.[24] Ab den 60'er Jahren kam es vor allem in den USA zu einer fortschreitenden Blüte dieser Forschungsrichtung. In Kürze wurde eine Flut von verschiedenen Theorien und Konzepten entwickelt, von denen heute über 20 existieren.

Im folgenden erfolgt eine Auswahl wichtiger theoretischer Konzepte, die Beschreibung ihres Gegenstandbereiches und die Art ihres Vorgehens, sowie die exemplarische Darstellung der Imperialismustheorie und der Realistischen Schule.

 

3.1. Wichtige Konzepte der internationalen Politik

Die Konstitutionalismustheorie begründet die Tradition der theoretischen Modelle. Der Ursprung dieser Theorie ist eng mit ihrem wichtigsten Vertreter Woodrow Wilson verknüpft, der an die Einsicht der Staaten in die Notwendigkeit, nationale Souveränität zugunsten einer Weltorganisation abzugeben, glaubte.[25] Diese Weltorganisation,damals der Völkerbund, heute die UNO, wäre dann in der Lage, selbst Entscheidungsgewalt auszuüben, und so den Weltfrieden zu sichern.

Die realistische Schule verdrängte bald den Konstitutionalismus, als man sah, daß sich die Staaten von Appellen an die politische Vernunft selten leiten ließen. Die realistische Schule untersucht die reale Anwendung von Macht in der internationalen Politik zur Durchsetzung von Interessen. Sie geht dabei von einem erreichbaren Gleichgewicht aus, das Frieden und Stabilität sichert. Ihre Vorgehensweise ist dabei eine hermeneutische Gesamtbetrachtung der internationalen Beziehungen. Als ihre wichtigsten Vertreter gelten Hans Morgenthau und Henry Kissinger.

 Die Imperialismustheorie bedient sich meist historisch-ökonomischer oder marxistischer Analysen, um Beziehungen zwischen Staaten zu untersuchen. Betrachtet werden dabei die jeweiligen wirtschaftlichen und militärischen Potentiale der Staaten. Ziel dieser Vorgehensweise ist die Aufdeckung von politischen und wirtschaftlichen Ausbeutungen abhängiger Staaten. Der Imperialismus wird dabei nach einer Definition von Lenin als höchste Stufe des Kapitalismus betrachtet.[26]

 Eine funktionalistische Betrachtungsweise verfolgt die Integrationstheorie. Diese beschäftigt sich mit der institutionalisierten Verflechtung von Staaten und analysiert Prozesse, die dazu führen, daß souveräne Staaten zugunsten gemeinsamer Organe auf Teile ihrer Innen- und Außenpolitik verzichten. Die daraus resultierende politische Einigung wird als Ergebnis ökonomischer, technologischer und gesellschaftlicher Verflechtung gesehen.[27] Als Beispiel für solch einen Vorgang kann man die Entstehung der Europäischen Gemeinschaft betrachten. Wichtige Vertreter dieses Konzeptes sind Karl W. Deutsch und Ernst B. Haas.

 Einen ganz neuen Weg geht die Simulationstheorie. Sie beschäftigt sich mit der Simulation von Ereignissen in der internationalen Politik. Dazu werden wichtige, nicht direkt beobachtbare Vorgänge, experimentell konstruiert und ausgewertet, um mögliche Erklärungen und Voraussagen zu finden.[28] Diese von Harald Guetzkow und L. Shapley vertretene Theorie geht dabei von einem rationalen und reproduzierbaren menschlichen Handeln aus.

 Die Friedensforschung bedient sich zum einen erfahrungswissenschaftlicher, zum anderen aber auch normativer Ansätze. Sie erstreckt sich also über eine breite erkenntnistheoretische Spannweite und bedient sich einer Vielzahl von Methoden, um beschreibend und erklärend zu arbeiten. Ziel sind praxisorientierte wissenschaftliche Aussagen über Ursachen von Krieg und Gewalt sowie über Bedingungen des Friedens.[29] Wichtige Vertreter dieser Forschungsrichtung sind Carl-Friedrich von Weizsäcker und Ernst Otto Czempiel.

Zur Darstellung der Vielzahl der Forschungsansätze und Vorgehensweisen bei den Theorien der internationalen Politik folgt eine detaillierte Darstellung zweier theoretischen Konzepte.

 

3.2. Die Imperialismustheorie

Der Begriff des Imperialismus, der in den 30'er Jahren des 19. Jahrhunderts in Frankreich zum erstenmal gebraucht wurde, bezeichnete ursprünglich die positiv bewertete Ausdehnung Frankreichs. Doch schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte der Bedeutungswandel zu einer verwerflichen Form nationalen Machtstrebens ein. Seinen heutigen Sinn erhielt der Begriff aber erst im Zeitalter des klassischen Imperialismus 1880 - 1914. Imperialismus wurde damals definiert als gewaltsame Ausdehnung staatlicher Herrschaft über fremde Territorien unter Mißachtung des Willens der Beherrschten.[30] Gemeint war damit der Wettlauf der europäischen Mächte um die Schaffung von Kolonien als Absatzmärkte und Rohstofflierferanten, sowie das damit verbundene Streben nach einem Weltmachtstatus. Nach Beendigung des Kolonial-verhältnisses wurde von Seiten der ehemaligen Kolonien den westlichen Staaten oft ein Neo-Imperialismus vorgeworfen, da sie sich nach wie vor in starker wirtschaftlicher Abhängigkeit von ihren ehemaligen Beherrschern befanden. Die existierenden Imperialismustheorien äußern sich in drei Ansätzen. Unterscheidungsmerkmal ist das Vorhandensein eines marxistischen Ansatzes auf der einen Seite, wie er von Lenin vertreten wurde und eines politisch-ökonomischen auf der anderen nach dem Vorbild von Hobson und Wehler. Streitpunkt ist dabei, ob ausschließlich ökonomische Faktoren Ursachen des Imperialismus sind.
 

3.2.1. Der theoretische Ansatz von John A. Hobson

Der englische Liberale und Journalist John A. Hobson, der 1902 sein Buch "Imperialism" veröffentlichte, begründete damit die nicht-marxistische Imperialismustheorie. In seinen Untersuchungen fragte er nach der Begründung, dem Nutzen und den eigentlichen Wurzeln des Imperialismus. Sein Ziel war, zu beweisen, daß eine kapitalistische Wirtschaft auch ohne imperialistische Expansion bestehen könne.[31] Mit Hilfe von Handelsstatistiken konnte er beweisen, daß der Handel, insbesondere mit neuen Kolonien, keinen Gewinn brachte. Danach ging er der Frage nach, wer tatsächlich Interesse an einer derartigen Expansion haben könnte. Dabei stieß er auf eine Klasse von investierenden und spekulierenden Kapitalbesitzern, die neue Gebiete für ihre Geschäfte suchten, da es im Inland aufgrund einer Überproduktion an Waren und deren Preisverfall keine Möglichkeiten mehr gab. Die Ursachen des Imperialismus lagen also, nach seiner Meinung in der Sozialstruktur der Gesellschaft Großbritanniens begründet.[32] Bei dieser Auffassung ist allerdings fraglich, ob diese Theorie auch auf andere Staaten dieser Zeit oder sogar heute noch anwendbar ist.

 

3.2.2. Der theoretische Ansatz von Lenin

'Wie alle marxistisch beeinflußten Theoretiker geht auch Lenin davon aus, daß der Imperialismus rein ökonomisch bedingt ist. Soziale oder politische Gesichtspunkte stellen für ihn nur einen Überbau dar.[33] Seine Vorstellung von der Entwicklung des Kapitalismus zum Imperialismus als dessen höchstes Stadium verläuft in drei Stufen. In den 60'er und 70'er Jahren des 19. Jahrhunderts war nach seiner Meinung die erste Stufe erreicht. Das System der freien Konkurrenz befand sich auf seinem Höhepunkt. Die Wirtschaftskrise von 1873 führte zur zweiten Stufe, nämlich der allmählichen Konzentration von Produktion und Kapital in Form von Kartellen. Der wirtschaftliche Aufschwung am Ende des 19. Jahrhunderts und die folgende Krise führten schließlich zu weiteren Konzentrationen und somit zur Bildung einer Finanzoligarchie. Diese forderte nun nach Hobsons Theorie den Kapitalexport, was nun die rasche Eroberung von Kolonien einleitete. Für Lenin war der Erste Weltkrieg die Fortsetzung dieser Politik, die damit in einem Kampf um die Aufteilung der Welt und damit im Zusammenbruch des Kapitalismus endete.[34] Als Kritikpunkt an der Theorie Lenins kann man vor allem die einseitig ökonomische Ausrichtung nennen, die Faktoren wie politisches Machtinteresse oder Prestigebedürfnis nicht berücksichtigt.

 

3.2.3. Der Ansatz von Hans-Ulrich Wehler

Wehlers Betrachtungen des deutschen Imperialismus in der Zeit Bismarcks kommen zu dem Schluß, daß der Imperialismus eine Strategie der herrschenden Eliten ist, um ihre durch Industrialisierung und Aufstieg demokratischer und sozialistischer Bewegungen gefährdeten Privilegien innerhalb der traditionalistischen Gesellschaft zu verteidigen.[35] Er geht davon aus, daß bei innenpolitischer Instabilität eine expansive Politik ein Wirtschaftswachstum und dies schließlich einen politischen Stabilisierungseffekt zur Folge hat. Der Imperialismus geht also aus endogenen Faktoren hervor und kann als Sozialimperialismus bezeichnet werden.

 

3.3. Die Realistische Schule

Die Realistische Schule entstand als Reaktion auf den vorherrschenden Idealismus vor den 30'er Jahren des 20. Jahrhunderts. Dieser Idealismus beruhte auf der Ansicht, es gäbe universelle Moralvorstellungen auf deren Grundlage eine Harmonisierung der staatlichen Interessen und der Aufbau einer neuen Weltordnung möglich wäre.[36] Der hervortretenste Vertreter dieser Anschauung war Woodrow Wilson, der nach dem Ersten Weltkrieg den Weltfrieden durch internationale Organisationen sichern wollte. Doch solche Vorstellungen wurden in den 30'er Jahren im Zuge des Scheiterns des Völkerbundes als irreal erkannt. Das Element der nationalen Machtpolitik trat mehr und mehr in den Vordergrund. Gesucht wurde eine Theorie, die rational und somit geeignet war, die objektiven Gesetze der Politik wiederzuspiegeln und den Tatsachen Sinn zu geben.[37] Hans Morgenthau definierte schließlich die internationale Politik als ein anarchisches System unabhängiger Staaten und deren Politik als Machtkampf, der ein Gleichgewicht der Kräfte notwendig macht, um die Existenz der Staaten zu sichern.[38] Als Begründung für den Machtkampf wurde der natürliche Machttrieb der Menschen angegeben, wie er von dem amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr zum ersten mal beschrieben wurde.

3. 3. 1. Der realistische Denkansatz von Hans Morgenthau

Hans Morgenthau bezeichnet in seinem 1948 erschienenen Hauptwerk "Politics among Nations" zum ersten Male die internationale Politik als einen unmittelbaren Kampf um Macht. Das nationale Interesse eines Staates ist in diesem Zusammenhang nichts anderes als ein kollektives Machtstreben.[39] Morgenthau geht davon aus, daß die Gesellschaft von in der menschlichen Natur liegenden objektiven Gesetzen beherrscht wird. Das menschliche Machtstreben äußert sich also in der internationalen Politik als Interesse. Die Macht als Herrschaft von Menschen über Menschen wird dabei variabel definiert, um Demokratien und totalitären Herrschaftssystemen Rechnung zu tragen. Schließlich werden die Vorstellungen über eine allgemein für alle Völker gültige Moral durch ein flexibles Handeln in konkreten Situationen ersetzt. Man ist sich der Bedeutung moralischen Handelns zwar bewußt, wägt aber die politischen Auswirkungen solch eines Tuns dagegen ab.[40] Immer wird nach der Wirkung einer bestimmten Politik auf die Macht des Staates gefragt. Vorrangig in solch einem internationalen System ist das Streben nach einem Gleichgewicht der Kräfte, das so Frieden und Stabilität sichert.

 

3. 3. 2. Der realistische Denkansatz von John H. Herz

John H. Herz stellte bei seinen Betrachtungen der internationalen Politik nicht die Machtfrage, sondern die Frage nach der zentralen Bedeutung der Nationalstaaten als Akteure der internationalen Politik in den Mittelpunkt. Die Souveränität, d.h. die Handlungsfreiheit der Staaten und ihre Fähigkeit die militärische und wirtschaftliche Sicherheit ihrer Bürger zu gewährleisten schien aufgrund von Atomwaffen und gegenseitigen Abhängigkeiten nicht mehr gegeben.[41] Daraus entwickelte er das Ziel einer Kollektivsicherheit, um die Territorialität der Staaten aufrecht zu erhalten.

 

3. 3. 3. Der Neorealismus

Der neorealistische Ansatz ergab sich aus mehreren Kritikpunkten an der Realistischen Schule der 60'er Jahre. In den neuen Ansatz einbezogen wurden vor allem Konzepte und Modelle aus anderen Wissensgebieten. Untersucht werden dabei die Fragen von System/Entscheidung, Interesse/Macht, Wahrnehmung/Wirklichkeit, Kooperation/Konflikt sowie Norm/Nutzen. Dieser vor allem von Gottfried-Karl Kindermann vertretene Versuch der Erstellung einer allgemeinen Theorie der internationalen Politik eröffnete in kurzer Zeit ein kaum überschaubares Experimentierfeld.[42]

 

4. Schlußbemerkung

Der Gegenstandsbereich der internationalen Politik gliedert sich in zwei Teile. Der erste beschäftigt sich mit der Analyse der einzelnen Teilbereiche und Faktoren der internationalen Politik, der andere beschäftigt sich mit der Nutzung der so gewonnenen Erkenntnissen zur Bildung von theoretischen Konzepten.

 Der Bereich der Analyse beginnt bei den Akteuren der internationalen Politik. Deren Hauptelement ist immer noch der souveräne Staat. Aber auch internationale Organisationen wie die UNO und transnationale Vereinigungen wie Konzerne erfahren eine zunehmende Bedeutung auf internationaler Ebene.

Die Bestimmungsgründe für das Handeln dieser Akteure läßt sich in drei Teilbereiche gliedern. Der erste beinhaltet die inneren Bestimmungsfaktoren, die sich aus verschiedenen Einzelinteressen gesellschaftlich tragender Gruppen zusammensetzen. Die äußeren Bestimmungsfaktoren bilden den zweiten Teilbereich. Hier ist die geographische Lage eines Landes und die daraus resultierenden wirtschaftlichen oder militärischen Konsequenzen von Interesse. Den dritten Teilbereich bilden die persönlichkeitsbedingten Faktoren, da internationale Politik stark von einzelnen Entscheidungsträgern geprägt wird.

Die Instrumente der internationalen Politik lassen sich in fünf Bereichen zusammenfassen. Das traditionelle Mittel der Diplomatie nimmt hierbei die erste Stelle ein. Ihr Zweck ist die Information, Vorbereitung und Durchführung von zwischenstaatlichen Verhandlungen. Ergänzt wird die Diplomatie durch das Mittel der militärischen Macht. Mit einer gezielten Wirtschaftspolitik eröffnen sich aber auch geeignete Einflußmöglichkeiten in der internationalen Politik. Das internationale Recht leidet, obwohl es allgemein anerkannt ist, daran, daß es bei machtpolitischen Fragen nicht beachtet wird, das es ihm an der nötigen Vollzugsgewalt fehlt. Ein reichhaltiges Instrumentarium von Handelspräferenzen bis zu Handelsbeschränkungen ermöglicht ein differenziertes und effizientes Handeln. Mittels der Auslandshilfe als letztem Punkt läßt sich gezielt mit Sach-, Kapital- oder Militärhilfen Einfluß auf die Politik der Empfängerländer gewinnen. Vielfach werden solche Unterstützungen in Form von Entwicklungshilfe an Staaten der 3. Welt vergeben.

Der letzte Bereich der Analyse befasst sich mit internationalen Problemen und Konflikten. Herausragende Probleme unserer Zeit waren bzw. sind der Ost-West Konflikt, der heute eine abnehmende Aktualität erfährt, sowie der Nord-Süd Gegensatz zwischen den Industriestaaten und der 3.Welt, der ein zunehmendes Konfliktpotential birgt.

Die theoretischen Konzepte der internationalen Politik wurden erst in jüngerer Zeit nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt. Ziel war es, erklärende Modelle zu finden und die Anwendung von Wissen in der politische Praxis zu ermöglichen. Die Vielzahl der entwickelten Konzepte läßt aber bei einer näheren Betrachtung eine Auswahl ratsam erscheinen. Wichtige theoretische Konzepte sind :
 

Zu den theoretischen Ansätzen der internationalen Politik kann abschließend gesagt werden, daß sich keiner endgültig durchgesetzt hat. Die Imperialismustheorie hat mit der weitgehenden Niederlage des Kommunismus seinen stärksten Vertreter verloren, aber auch die Realistische Schule büßte nach beginn des Ost-West "Tauwetters" mehr und mehr ihrer Bedeutung ein, da man nicht mehr an die alleinige Dominanz von Machtgesichtspunkten glaubte. Bei den meisten anderen theoretischen Ansätzen gab es ähnliche Entwicklungen, in deren Verlauf sie entweder widerlegt oder an neue Erkenntnisse angepasst wurden. Da diese Entwicklung nach wie vor im Gange ist, hängt es alleine von der individuellen Fragestellung und Einstellung des Forschers ab, welchen theoretischen Ansatzes der internationalen Politik er wählt.

 

5. Literaturverzeichnis

BEHRENS, HENNING / PAUL NOACK : Theorien der Internationalen Politik, München: dtv 1984.

BERG-SCHLOSSER, DIRK / HERBERT MEIER / THEO STAMMEN : Einführung in die Politikwissenschaft, 3. Auflage, München: Beck 1981 [1974].

CALAMAROS, ARTHOUROS-DAVID : Internationale Beziehungen. Theorien-Kritik- Perspektiven, Stuttgart u.a.: Kohlhammer 1974.

HÜTTER, JOACHIM : Einführung in die Internationale Politik, Stuttgart u.a.: Kohlhammer 1976.

MEYERS, REINHARD : Grundbegriffe, Strukturen und theoretische Perspektiven der internationalen Beziehungen. in : Bundeszentrale für Politische Bildung (Hrsg.) : Grundwissen Politik, Bonn 1991.

NOACK, PAUL : Internationale Politik. Eine Einführung, 4. Auflage, München: Beck 1977 [1970].

TUDYKA, KURT, P. : Internationale Beziehungen. Eine Einführung, Stuttgart u.a.: Kohlhammer 1971.

WOYKE, WICHARD (Hrsg.) : Handwörterbuch Internationale Politik, Opladen: Leske 1977.
 


Anmerkungen:

[1] Joachim Hütter : Einführung in die internationale Politik, Stuttgart u.a.: Kohlhammer 1976: 15.

[2] Dirk Berg-Schlosser / Herbert Meier / Theo Stammen : Einführung in die Politikwissenschaft, München : Beck 3. Auflage 1981: 265.

[3] ebd.

[4] Wichard Woyke (Hrsg.) : Handwörterbuch Internationale Politik, Opladen: Leske 1977: 13.

[5] ebd.

[6] ebd.

[7] Paul Noack : Internatioale Politik. Eine Einführung, München: Beck 4. Auflage 1977: 191.

[8] ebd.: 190.

[9] Berg-Schlosser, Einführung in die Politikwissenschaft: 268.

[10] Noack, Internationale Politik: 198.

[11] Berg-Schlosser, Einführung in die Politikwissenschaft: 269.

[12] Kurt P. Tudyka : Internationale Beziehungen. Eine Einführung, Stuttgart u.a.: Kohlhammer 4. Auflage 1971: 29.

[13] Reinhard Meyers : Grundbegriffe, Strukturen und theoretische Perspektiven der internationalen Beziehungen, in : Bundeszentrale für Politische Bildung (Hrsg.) : Grundwissen Politik, Bonn 1991: 268.

[14] Noack, Internationale Politik: 185.

[15] ebd.

[16] Berg-Schlosser, Einführung in die Politikwissenschaft: 270.

[17] Berg-Schlosser, Einführung in die Politikwissenschaft: 270.

[18] Hütter, Einführung in die internationale Politik: 103.

[19] ebd.: 113.

[20] Hütter, Einführung in die internationale Politik: 114.

[21] Noack, Internationale Politik: 61.

[22] Berg-Schlosser, Einführung in die Politikwissenschaft: 276.

[23] ebd.

[24] Woyke, Handwörterbuch Internationale Politik: 298.

[25] ebd.: 304.

[26] ebd.

[27] Woyke, Handwörterbuch Internationale Politik: 308.

[28] ebd.: 306.

[29] ebd.: 304.

[30] Henning Behrens / Paul Noack : Theorien der Internationalen Politik, München: dtv 1984:199.

[31] ebd.: 201.

[32] ebd.: 203.

[33] ebd.: 205.

[34] Behrens,Theorien der Internationalen Politik: 205.

[35] ebd.: 207.

[36] ebd.: 59.

[37] Arthouros-David Calamaros : Internationale Beziehungen. Theorien-Kritik-Perspektiven, Stuttgart u.a.: Kohlhammer 1974: 24.

[38] ebd.: 60.

[39] Behrens, Theorien der Internationalen Politik: 62.

[40] ebd.: 64.

[41] ebd.: 66.

[42] Calamaros, Internationale Beziehungen: 27.


Diese Arbeit wurde angefertigt im Sommersemester 1992
Seminar für Wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg
Vorkurs : Einführung in die Politikwissenschaft
Dozentin : Beate Preuschoff, M. A.

© Stefan Mannes. mannes@ruf.uni-freiburg.de