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... auf die Arbeit gab es eine 1,7 mit der Begründung, ich hätte zuwenig Fußnoten und als Quelle nicht einen Text aus der Literaturliste des entspr. Seminars angegeben. Von der auf besagter Literaturliste angegebenen Literatur habe ich bis auf einen Text auch nichts gelesen ;)


Inhalt:


Einleitung


1. Die Staatsgründung nach dem 1. Weltkrieg


1.1. Die Situation im 1. Weltkrieg


1.2. Die Gründung der Polnischen Republik und der Tschechoslowakischen Republik und die damit verbundenen Probleme


2. Die politische Entwicklung in Polen und der Tschechoslowakei bis 1938/39


2.1. Staatsformen und Regierungssysteme


2.2. Die Problematik der ethnischen Minderheiten, der Einfluß der Nachbarländer auf die Innenpolitik und der Zerfall der unabhängigen Nationalstaaten


Zusammenfassung





Einleitung


Bevor ich beginne, die 2. Polnische Republik (1918 - 1938/39) mit der 1. und 2. Tschechoslowakischen Republik (1918 - 1938 bzw. 1938 - 1939) zu vergleichen, möchte ich kurz begründen, warum ein solcher Vergleich Sinn macht und was das besondere an den jew eiligen Staaten ist.


Die beiden Staaten weisen eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten auf. Einerseits haben beide Staaten gemein, daß sie aufgrund ihrer geographischen Lage zu Osteuropa zählen und von den (damals) führenden europäischen Staaten quasi eingeschlossen sind - ein Fa kt, der gravierende Auswirkung auf die historische Entwicklung beider Staaten hatte und vielleicht auch in Zukunft haben wird.


Polen grenzt beispielsweise im Osten an Rußland und im Westen an Deutschland. Das polnische Staatsgebiet bildete im Laufe der Geschichte sozusagen eine Art Pufferzone zwischen Deutschland und Rußland. Polen hat auch eine gemeinsame Grenze mit der Tschechei und der Slowakei, die vor Gründung der 1. Republik Teil der Donaumonarchie Österreich-Ungarn waren. Polen war also zwischen den im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts mächtigsten europäischen Staaten eingebunden.


Gleiches gilt für die Tschechei und die Slowakei. Einst Teil der Donaumonarchie wurde auf dem Gebiet nach dem Zerfall des Habsburger Reiches in Folge des 1. Weltkriegs (10.09.1919: Friedensvertrag von Saint Germain) die Tschechoslowakische Republik gegründ et, die sich dann in einer ähnlichen Lage wie Polen befand: Eingeschlossen zwischen Deutschland, Österreich, Ungarn und Polen; von vier Staaten also, die durchaus im Laufe der Zeit die Geschichte der Tschechoslowakei entscheidend beeinflußt haben und im Eu ropa der Zwischenkriegszeit relativ mächtig waren.


Der Einfluß der umliegenden Staaten wirkte sich in der Geschichte Polens gravierender aus als in der tschechoslowakischen. Die Tschechei, einst Teil des Deutschen Reiches, später Teil Österreich-Ungarns und die Slowakei, die seit dem Jahr 1000 Teil Ungarns war, konnten aus der Fremdbestimmung einen relativ hohen Nutzen ziehen. Die jeweiligen Gebiete wurden in der Regel weitestgehend autonom verwaltet und der Aufstieg der Habsburger Monarchie färbte letztendlich doch positiv auf die eigene Entwicklung ab.


Polen hingegen litt seit dem Verfall des Jagelonischen Großreiches sehr unter der Fremdbestimmung, die dazu führte, daß ein polnischer Staat nicht entstehen konnte, denn seit 1572 wurde das einstige polnische Staatsgebiet immer wieder durch die umliegenden Großmächte zerstückelt. In der Zeit von 1815 bis 1914 war Polen beispielsweise in 3 Teile geteilt, die jeweils von Rußland, Preußen und Österreich-Ungarn verwaltet wurden. Daraus resultiert natürlich der Fakt, daß sich die 3 Teile Polens in dieser Zeit se hr unterschiedlich entwickelt haben. Während der von Österreich-Ungarn besetzte Teil ähnlich der Tschechoslowakei weitestgehend autonom von eigenen, polnischen Beamten verwaltet wurde, wurden die Polen in den anderen beiden Teilen des ehemaligen polnischen Staatsgebietes unterdrückt und autoritär von den Besatzungsmächten regiert.


Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Staaten (1. Tschechoslowakische Republik und 2. Polnische Republik) liegt in dem Zeitpunkt ihrer Gründung nach dem 1. Weltkrieg, worauf ich aber später noch genauer eingehen werde.


Fakt ist auch, daß beide Staaten letztendlich unter dem negativen Einfluß Nazideutschlands zerfallen sind.

Im Folgenden soll zunächst untersucht werden, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich aus der eigentlichen Staatsgründung ergeben. Danach werde ich näher auf die Staatssysteme der beiden Länder eingehen und versuchen, die Entstehung dieser Systeme unt er anderem aus der historischen Entwicklung beider Staaten zu erklären.


Den nächsten Punkt bildet dann die sogenannte Grenzfrage, die ja wie bereits erwähnt nicht ganz unbedeutend ist. In diesem Punkt werde ich auch beschreiben, in welcher Form das europäische Ausland Einfluß auf die innenpolitische Entwicklung genommen hat un d welche Probleme sich daraus ergaben. In diesem Zusammenhang komme ich auch auf die entscheidende Rolle von nationalen Minderheiten und Religionen zu sprechen.


Die Arbeit schließt mit dem Zerfall der beiden Republiken, der letztendlich auch einige Gemeinsamkeiten aufweist.


Zum Schluß fasse ich dann die meiner Meinung nach wichtigsten Punkte noch einmal zusammen.






Die 2. Polnische Republik und die 1. und 2. Tschechoslowakische Republik im Vergleich



1. Die Staatsgründung nach den 1. Weltkrieg


1.1. Die Situation im 1. Weltkrieg


Die zu vergleichenden Länder traten 1914 unter sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in die militärischen Handlungen des 1. Weltkriegs ein. Polen war in 3 Teile geteilt, die jeweils unter österreich-ungarischer, deutscher und russischer Herrschaft standen , was zunächst dazu führte, daß Polen gegen Polen kämpften, während die Tschechen und Slowaken zunächst gemeinsam für Österreich-Ungarn in den Krieg zogen.


Vor 1914 waren aus den 3 Teilen Polens aber auch aus der Tschechei und der Slowakei bereits Politiker ins benachbarte europäische Ausland oder in die USA emigriert, was dazu führte, daß alle späteren Kriegshandlungen seitens der Tschechoslowakei und Polens quasi vom Ausland aus gesteuert wurden. In beiden (zukünftigen) Staaten hatte sich 1914 bereits eine nationale Opposition gegen die Fremdbestimmung durch die jeweiligen Besatzungsmächte herausgebildet, die wie gesagt in der Regel vom Ausland aus agierte.

Auf polnischer Seite waren dies unter anderem Pilsudski, Dmowski, Skirmunt und Paderewski, auf tschechoslowakischer Seite Masaryk und Beneš. Der größte Teil der Exilpolitiker, darunter alle genannten, ging davon aus, daß sich mit dem 1. Weltkrieg die Mögli chkeit ergab, (wieder) eigene Nationalstaaten zu schaffen. Die entscheidende Frage war, auf welche Seite der Kriegsgegner man sich zu schlagen hatte, um dieses Ziel zu erreichen.


Die Frage nach der Parteiergreifung war zumindest für die Tschechen relativ schnell entschieden, sie schlugen sich auf die Seite der Alliierten. Die polnischen Politiker waren sich dagegen nicht einig. Pilsudski setzte zunächst auf die Deutschen und marsch ierte mit einer neu gegründeten polnischen Legion bereits am 6.8. 1914 in den von Rußland besetzten Teil Polens ein. Die sogenannten Mittelmächte des 1. Weltkriegs nahmen diese Hilfe dankbar an und proklamierten 5.11.1916 die Neugründung des Königreichs Po len, da sie hofften, mit diesem Schritt auch noch den russisch besetzten Teil Polens in ihre Gewalt zu bringen. Letztendlich erwies sich dieses Königreich jedoch als reine Farce, da der von Pilsudski gebildeten Regierung keinerlei entscheidende Vollmachten übertragen wurden. Pilsudskis erste Regierungszeit endete mit seiner Verhaftung durch die Deutschen (22.07.1917), nachdem im neu gegründeten Königreich Unruhen unter der Bevölkerung ausgebrochen waren.


Nachdem am 17.03.1917 die russische Regierung in Abstimmung mit den Westalliierten die Schaffung eines unabhängigen polnischen Staates zum Kriegsziel der Alliierten erklärt hatte, wurde Dmowski in seinem Pariser Exil aktiv und gründete im August 1917 das P olnische Nationalkomitee mit Sitz in Lausanne. Das Komitee wurde bereits einige Wochen später von Frankreich als mitkriegführend anerkannt und bekam eine eigene Armee zugebilligt. Am 7.10.1918 proklamierte der Regentschaftsrat in Warschau die Unabhängigkei t Polens.


Während die polnische Frage in der Öffentlichkeit der westlichen Industrienationen dank im Exil lebender polnischer Künstler (z.B. Chopin), Wissenschaftler (z.B. Marie Curie) und Politiker bereits bekannt war und die Polen entsprechende Sympathien für die Notwendigkeit der Gründung eines eigenen Nationalstaates für sich verbuchen konnten, hatten es die tschechoslowakischen Politiker im Exil um einiges schwerer, da die Frage nach der Gründung eines Tschechoslowakischen Nationalstaates in der Öffentlichkeit s o nicht gestellt wurde. Mit Hilfe von Wissenschaftlern und Journalisten verschafften sich die Exilpolitiker Gehör in alliierten Regierungskreisen. Letztendlich konnte in den letzten Kriegsmonaten eine eigene tschechoslowakische Armee gegründet werden, die auf alliierter Seite in den Krieg eingriff. Mit dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns im Herbst 1918 entstand die Tschechoslowakische Republik auf Grundlage des von US Präsident Wilson proklamierten Rechts der Völker auf Selbstbestimmung.


Bereits an dieser Stelle gilt es einige wesentliche Unterschiede zwischen tschecho-slowakischer und polnischer Politik hervorzuheben: Während Pilsudski sozusagen „mit dem Kopf durch die Wand“ wollte, indem er mit seiner Armee in den russisch besetzten Teil Polens einfiel (die Armee rekrutierte sich größtenteils aus Mitgliedern der in den von Österreich-Ungarn besetzten Gebiete gegründeten polnischen Wehrsportverbände), ist die Politik, die die tschechoslowakischen Politiker im Exil betrieben, eindeutig auf einer höheren diplomatischen Ebene anzusiedeln. Ich denke, dies ist symptomatisch für den weiteren Verlauf der Ereignisse, da sich bereits hier abzeichnet, daß die tschechoslowakische Politik anderen Grundlagen folgt als die polnische. Das mag auch daraus resultieren, daß vor allem die tschechische Intelligenzschicht wesentlich vom (intellektuellen) Lebensstil innerhalb der Donaumonarchie geprägt war. Im Gegensatz zu den Polen befanden sich Tschechen und Slowaken in einem relativ offenen, gut funktionierend en politischen System und konnten dort über lange Zeit entsprechende Erfahrungen sammeln.



1.2. Die Gründung der Polnischen Republik und der Tschechoslowakischen Republik und die damit verbundenen Probleme


Nachdem die Polnische Republik gegründet war, wurden seitens der Regierung Moraczewski zuerst einmal die Beziehungen zum Deutschen Reich abgebrochen, nachdem am 10.11.1918 Pilsudski aus der deutschen Gefangenschaft nach Warschau zurückgekehrt war. Er wurde von den beiden parallel existierenden polnischen Regierungen (Liquidationskommission in Krakau und Provisorische Volksregierung in Lublin) zum Kriegsminister ernannt, erhielt am 11.11. Die Verfügungsgewalt über die Armee und vereinigte somit die beiden e xistierenden Regierungen und das Polnische Nationalkomitee, die 2. Polnische Republik war nun endgültig entstanden. Seit 1989 gilt der 11.11. In Polen übrigens wieder als Nationalfeiertag.


Nach dem 1. Weltkrieg entstanden in ganz (Ost-) Europa aufgrund des Zerfalls der ehemaligen Großmächte unabhängige Nationalstaaten. Für diese neu entstandenen Staaten galt es zunächst einmal, ihre Grenzen in Übereinstimmung mit den Alliierten festzulegen u nd zu sichern. Vor diesem Problem standen auch die Polen und die Tschechoslowaken.


In Polen bestand die Absicht, die Grenzen aufgrund des Grenzverlaufs von 1772 neu zu errichten. Diese Grenze bestand aber in dieser Form vor über 100 Jahren, in denen sich gerade bezüglich der Polnischen Grenzen nicht zuletzt aufgrund der Teilung Polens ei niges geändert hatte. 1772 reichte das polnische Staatsgebiet beispielsweise im Osten fast bis nach Kiew und umfaßte somit einen nicht unerheblichen Teil des russischen Territoriums (Litauen...). Außerdem war es auch nicht unproblematisch, die seit 1772 vo n Deutschland (bzw. Preußen, bzw. Deutsches Reich) annektierten Gebiete in den neu entstandenen polnischen Staat einzugliedern, da dies innerhalb Polens vor allem ein wirtschaftliches Gefälle erzeugte und die ehemals deutschen Gebiete zumindest industriell weitaus höher entwickelt waren als die ehemals russisch besetzten Teile.


Die Polen nutzten die nach Ende des Krieges entstandenen unklaren politischen Verhältnisse und sicherten sich zunächst Posen, indem dort Aufstände angezettelt wurden und die polnische Armee das Gebiet somit legitim, da dem Wunsch der Bewohner entsprechend, erobern konnte. In Oberschlesien und Westpreußen scheiterten derartige Pläne allerdings und die polnische Regierung beschloß, die Ergebnisse der Pariser Friedenskonferenz abzuwarten, auf der die offenen Grenzfragen geklärt werden sollten.


Anders sah die Lage im Osten aus. In Rußland herrschten keine klaren Machtverhältnisse und die polnische Armee unter General Haller nutzte ihre Chance, in Rußland einzumarschieren, da die Westalliierten nach Kriegsende nichts so sehr fürchteten wie den Bol schewismus, war von dieser Seite auch kein allzu großer Widerstand zu erwarten. Die Polen besetzten zunächst Litauen, das seit dem 23.3.1918 ein unabhängiger Staat war und das eigentlich auch bleiben wollte. 1923 erkannten die Alliierte die Angliederung Li tauens an Polen an, Litauen selbst erkannte diese Angliederung erst 1938 an. Als nächstes versuchte die polnische Armee erfolglos, die Ukraine zu besetzen, erhielt wenig später von den Alliierten die Vollmacht zur Besetzung Ostgalliziens, stieß weiter nach Weißrußland vor und eroberte im Herbst 1919 Minsk. Im April 1920 stießen die Polen in die Ukraine vor und eroberten trotz Einspruch der Alliierten im Mai 1920 Kiew. In Kiew wendete sich aber das Schicksal und die Rote Armee trieb die Polen weit bis in da s polnische Staatsgebiet zurück und stand im August 1920 vor den Toren Warschaus, wurde aber wenig später u.a. aufgrund offener Fronten im eigenen Land am 18.3.1921 zum Friedensschluß von Riga gezwungen. Die polnische Ostgrenze war nach über 3 Jahren festg elegt.


Es stellt sich natürlich die Frage, warum die Polen unbedingt auf einer Grenzfestlegung nach dem Vorbild der Grenzen von 1772 bestehen mußten. Unter fast allen polnischen Führern herrschte diese Meinung bezüglich der Grenzfestlegung vor. Von 1772 an wurde das ehemalige polnische Staatsgebiet kontinuierlich geteilt. In den Augen vieler Polen, hatte der Staat mit der Teilung 1772 aufgehört zu existieren. Warum man aber nach Ende des 1. Weltkriegs unbedingt mit Waffengewalt seinen Vorstellungen Nachdruck verle ihen mußte, ist mir trotzdem unverständlich, zumal ja die geteilten Gebiete aufgrund der unterschiedlichen Besatzungsmächte auch eine jeweils eigene Bevölkerungsentwicklung hatten. Das polnische Königreich von 1772 ist in seiner ursprünglichen Form auch nu r mittels Gewalt entstanden, gerade Litauen wurde im Laufe der Geschichte immer wieder Opfer polnischer Expansionslust.


Auch in der Tschechoslowakischen Republik galt es zunächst, genaue Staatsgrenzen festzulegen. Da Böhmen, Mähren und die Slowakei auch innerhalb der Habsburger Monarchie feste Grenzen aufwiesen, war die Festlegung der Grenzen nicht unbedingt ein solches Pro blem wie in Polen. Allerdings stellten die Deutschen mit etwa 23% Anteil an der Gesamtbevölkerung eine entsprechend große Minderheit innerhalb der neuen Republik dar, von der noch die Rede sein wird. Die Deutschen rechneten mehrheitlich nach Ende des 1. We ltkrieges mit dem Entstehen eines aus Deutschland und Österreich bestehenden deutschen Staates und sahen sich mit der Gründung der Tschechoslowakei in diesen Erwartungen enttäuscht.


Das eher schmale, aber relativ langgezogene deutsche Siedlungsgebiet am Rande der böhmischen Länder wurde von den Deutschen nach Kriegsende in vier Gaue eingeteilt, es stellte sich aber alsbald heraus, daß diese Struktur so nicht zu halten war. Einerseits besetzte die Tschechoslowakische Armee im Herbst 1918 die betreffenden Gebiete, da sie eine Teilung des Staatsgebietes nicht hinnehmen wollte, andererseits wurde den Deutschen die Teilnahme an den Wahlen zum Österreichischen Parlament im Februar 1919 expli zit verboten, womit alle Hoffnungen auf einen gemeinsamen deutsch-österreichischen Staat zunächst begraben wurden.


Im Gegensatz zu Polen stand die Tschechoslowakei nicht vor dem Problem, ihr Territorium durch Annexion diverser Gebiete zu vergrößern, zumal der politische Führungsstil der Tschechoslowaken wie bereits erwähnt auch ein gänzlich anderer war, es galt vielmeh r, den Loslösungsbestrebungen der deutschen Minderheit Einhalt zu gebieten. Die Bestrebungen der Deutschen haben ihre Ursachen nicht unbedingt in einer Unterdrückung durch die Tschechen, vielmehr denke ich, daß sie auf das Aufleben des Deutschtums vor dem 1. Weltkrieg zurückzuführen sind, denn in dem Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn, waren die meisten ethnischen Minderheiten kaum

unterdrückt worden, wenn man einmal davon absieht, daß sie keine eigenen Nationalstaaten hatten. In den von Deutschen bewohnten Gebieten wohnten selbstverständlich nicht nur Deutsche, die Deutschen waren wie gesagt eine Minderheit. Wogegen ja - um noch ein mal auf die Expansionspolitik Polens zurückzukommen - in Litauen und der Ukraine kaum Polen lebten.


Am 4.03.1919, dem Tag, an dem das Wiener Parlament zusammentrat, gab es in einigen Städten Nordböhmens und Nordmährens antitschechoslowakische Demonstrationen der Deutschen, die insgesamt 54 Menschenleben forderten, da sie teilweise von Auseinandersetzunge n mit Tschechen begleitet waren.


Am 18. 01.1919 begann in Versailles die Pariser Friedenskonferenz, auf der die Vertreter der Siegermächte unter Ausschluß der Verlierer des 1. Weltkriegs verhandeln. Diese Konferenz endet am 28.6.1919 und legte unter anderem die Westgrenze Polens und die G renzen der Tschechoslowakei fest.


Polen und Tschechen stritten sich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch um ein Gebiet auf dem Territorium des ehemaligen schlesischen Herzogtums Teschen. Dieser Streit wurde 1920 damit beendet, daß die Tschechoslowakei den wirtschaftlich bedeutenderen Teil d ieses Gebietes erhielt. Dieser Fakt wird bildet eine Ursache für das gespannte tschechoslowakisch-polnische Verhältnis.







2. Die politische Entwicklung in Polen und der Tschechoslowakei bis 1938/39


2.1. Staatsformen und Regierungssysteme


In der Tschechoslowakei konstituierte sich zunächst eine Allparteienkoalition, die 1919 durch die ersten freien Wahlen von Senat und Abgeordnetenhaus abgelöst wird. Die Tschechoslowakische Republik ist ein demokratischer Staat, in dem sich bereits Parteien gebildet und etabliert haben. Insgesamt regieren 1920 4 Parteien. Im Laufe der Existenz dieser Republik, bleibt das politische System der Demokratie bestehen, allerdings wird mit der Zeit auch deutlich, daß die ethnischen Minderheiten, die laut Beschluß d er Pariser Konferenz unter einem Minderheitenschutz standen, mehr politischen Einfluß forderten, den sie zumindest in der Tschechoslowakei auch erhielten, der aber den Unabhängigkeitsbestrebungen dieser Minderheiten - allen voran die Deutschen - ab ca. 192 5 immer mehr Aufwind gab.


Nun darf man es sich nicht allzu leicht vorstellen, auf den Trümmern eines multinationalen Großreiches ein demokratisches System zu errichten, allerdings ging die Tschechoslowakische Regierung bei der Errichtung dieses Systems sehr intelligent vor, da sie aus Habsburger Zeit auch über einen entsprechenden Beamtenapparat verfügte. Allerdings bestand der größte Teil der Beamtenschaft aus Tschechen, was die Slowaken u.a. als Grund für ihre späteren Separationsbestrebungen angaben. Man muß dazu sagen, daß die G ründung der Tschechoslowakei letztendlich auf die Aktivitäten der Exilpolitiker um Masaryk zurückgeht, und die Slowaken zunächst mit militärischer Hilfe der Alliierten an die Tschechei angegliedert wurden. Allerdings wurde bald nach der Angliederung Brat islava (Preßburg, slowakisch Prespurk) zur Hauptstadt der Slowakei ernannt und dort die erste tschechoslowakische Universität gegründet. All dies wurde von den slowakischen Separatisten unter Führung von Andrej Hlinkas Hlinka-Volkspartei später zum Anlaß g enommen, die slowakischen Bestrebungen nach einem unabhängigen Nationalstaat zu rechtfertigen und tschechoslowakische Politik als eine Politik der Unterdrückung darzustellen. Ich möchte mich aber eher Hans Lemberg anschließen, der in seinem Aufsatz „Tschec hen, Slowaken und Deutsche in der Tschechoslowakischen Republik 1918 - 1938“ schreibt: „... richtiger könnte man die tschechische Oberhoheit in der Slowakei auch als eine Art Entwicklungshilfe ansehen.“ (S.36).


Im Laufe der Zeit stabilisierte sich das demokratische System halbwegs, da es auch die Partizipation der verschiedenen Interessengruppen innerhalb der Republik gestattete. Dem Präsidenten war in diesem System kein großer Machtspielraum gegeben, die größte Macht fiel dem Parlament zu.


Im Gegensatz zu Polen konnte sich die tschechoslowakische Demokratie wie gesagt bewähren und der Untergang der Tschechoslowakischen Republik ist nicht unbedingt einer verfehlten Politik oder einer nicht funktionsfähigen parlamentarischen Demokratie geschul det.


In Polen dagegen gab es mit der Einführung eines demokratischen politischen Systems ernsthafte Probleme. Am 22.11.1918 übernahm Pilsudski in Übereinstimmung mit den herrschenden Regierungen (siehe 1.2.) die Macht in Polen, mit der Absicht sie sofort nach K onstitution eines Reichstages (Sejm) diesem zu übertragen, was auch geschah, als sich nach den ersten freien Wahlen zum Sejm am 26.01.1919 dieser allerdings ohne klare Mehrheitsverhältnisse gebildet hatte. Der Sejm wiederum übergab Pilsudski am selben Tag erneut die Staatsführung, da wie gesagt keine klaren Mehrheitsverhältnisse innerhalb des Parlaments herrschten und die außenpolitische Lage noch sehr ungewiß war. Der Sejm setzte es sich zunächst zur Aufgabe, eine Verfassung zu erarbeiten, die am 17.3.1921 als die sogenannte Märzverfassung verabschiedet wurde. Ähnlich wie in der CSR verblieb die Staatsgewalt bei Sejm und Senat. Dem Präsidenten kamen überwiegend repräsentative Aufgaben zu, er blieb oberster Befehlsführer des Heeres, wurde in dieser Funktion allerdings von einem Militärrat kontrolliert. Die Republik Polen sollte ein einheitlicher Nationalstaat werden. Am 5.11. Und am 12.11. fanden in Polen Wahlen zu Senat und Parlament statt, aus denen rechte Parteien unter Führung der Nationaldemokraten als Sieger hervorgingen, allerdings bildeten sie keine regierungsfähige Mehrheit im Parlament. Bis zu Pilsudskis Staatsstreich 1926 gab es in Polen 15 Regierungen mit 11 unterschiedlichen Ministerpräsidenten. Nach seinem Staatsstreich stärkte Pilsudski zunäch st die Position des Präsidenten (den er natürlich hatte einsetzen lassen) und gründete 1927 einen parteilosen Block, der die Parteien ersetzen sollte. Von einem demokratischen System nach Muster der CSR war Polen weit entfernt. Ab 1930 errichtete Pilsudski ein autoritäres System, das kurz vor seinem Tod 1935 durch eine Verfassung legitimiert wurde, die die Position des Präsidenten entschieden stärkte und die letztendlich nahezu perfekt auf Pilsudski zugeschnitten war. Pilsudski - eigentlich angetreten, um die wirtschaftliche Lage in Polen entschieden zu verbessern - mußte unter anderem vor den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise kapitulieren. In seiner Regierungszeit stiegen Armut und Arbeitslosigkeit in Polen drastisch an.


Die Weltwirtschaftskrise ging natürlich auch an der CSR nicht vorbei, allerdings werde ich darauf in einem der folgenden Kapitel eingehen, denn im Gegensatz zur Polnischen Republik ist die Ursache für den Untergang der Tschechoslowakischen Republik nicht u nbedingt im Scheitern des politischen Systems zu suchen. Für den Untergang der Polnischen Republik ist aber meiner Meinung nach die überwiegend unfähige politische Führungsschicht Polens verantwortlich zu machen. Wie bereits angedeutet, legte Polen in mein en Augen zunächst zu großen Wert darauf, das polnische Staatsgebiet auszudehnen, anstatt diesem Staat zunächst einmal ein vernünftiges politisches System als Grundlage für alle später anstehenden Entscheidungen aufzusetzen.

Die Zeit von 1935 bis zum Zusammenbruch der Polnischen Republik 1939 war erneut von Machtkämpfen und Korruption geprägt.



2.2. Die Problematik der ethnischen Minderheiten, der Einfluß der Nachbarländer auf die Innenpolitik und der Zerfall der unabhängigen Nationalstaaten


Sicherlich verwirrt diese zugegebenermaßen sehr lange Kapitelüberschrift zunächst einmal, allerdings werde ich im Folgenden aufzeigen, daß all die in der Überschrift genannten Punkte sehr eng miteinander verknüpft sind und letztendlich sowohl in Polen als auch in der Tschechoslowakei von sehr großer Bedeutung waren und sind.


Wie schon mehrfach erwähnt, baute die CSR in gewisser Hinsicht auf den multinationalen Staat Österreich-Ungarn auf. Der Schwerpunkt liegt auf dem Wort multinational. Unter der Habsburger Monarchie konnten auch die späteren tschechoslowakischen Politiker Er fahrungen mit der Vereinigung ethnischer Minderheiten unter einem einheitlichen Staatsgebilde machen. Natürlich kann man hier nicht von Demokratie sprechen, aber den Habsburgern gelang es relativ gut, die Minderheiten in ihrem Staatsgebilde zusammenzuhalte n, indem den jeweiligen Volksgruppen eine gewisse Autonomie gewährt wurde. Außerdem stand für die jeweiligen Gruppen sicherlich auch die Frage nach dem Sinn eines eigenen Staates, allerdings wurden hier meiner Meinung nach, Aufwand und Nutzen sehr vernünft ig gegeneinander abgewogen, da sich sicherlich kein (kleiner) Nationalstaat in den damals herrschenden Machtverhältnissen hätte halten können.


Von tschechoslowakischer Regierungsseite wurden also den ethnischen Minderheiten, den Deutschen und Ungarn entsprechende Freiheiten eingeräumt, da es sich ja bei der CSR um einen demokratischen Staat handelte. So bekannten sich zunächst auch große Teile di eser Minderheiten zur Tschechoslowakischen Republik, von denen die Deutschen in zwei Gruppen - aktivistisch und negativistisch - eingeteilt werden. Bei den aktivistischen Parteien und Gruppen handelt es sich um jene, die zu dem Konzept der CSR stehen und s ich auch aktiv in der Politik beteiligen wollten und aus denen letztendlich viele Abgeordnete, Bürgermeister und Inhaber sonstiger politischer Posten hervorgingen. Die an dieser Stelle zu nennenden Parteien sind die Sozialdemokraten, die Christdemokraten u nd die Landwirtepartei. Die Negativisten vertraten dagegen den nach Anschluß an Deutschland oder/und Österreich strebenden Teil der Deutschen in der CSR. Zu den negativistischen Gruppen zählt man die Deutsche Nationalpartei und die Deutsche Nationalsoziali stische Arbeiterpartei. Auch die in der CSR lebenden Ungarn waren politisch involviert. Ihre Interessen manifestierten sich in einer Sozialdemokratischen, einer

Christdemokratischen Partei und einer Bauernpartei, aber auch in einer Magyarischen Nationalistischen Partei, die für den Anschluß an Ungarn kämpfte.

Daneben existierte noch die bereits erwähnte Slowakische Volkspartei Hlinkas, die die Interessen der slowakischen Separatisten vertrat.


Neben den genannten Parteien existierten natürlich auch eine ganze Reihe tschechischer Parteien, die allerdings meist auch überwiegend tschechische Mitglieder hatten. Einzig und allein die Kommunistische Partei kann ohne Bedenken mit dem Attribut multinati onal versehen werden.

Erste Reibereien mit der deutschsprachigen Minderheit innerhalb des politischen Systems gab es unter anderem bereits in der Entstehungsphase dieses Systems, als die Deutschen beanstandeten, daß zu wenige Beamtenposten mit Deutschen besetzt waren. Innerhalb der Donaumonarchie hatte sich ein eigener deutscher Beamtenstand herausgebildet, da Deutsch ja auch in Österreich-Ungarn Amtssprache war. In der CSR war nun zunächst Tschechisch die Amtssprache, da man ja ein eigenständiger Staat war. Die Deutschen forder ten also mehr Beamtenposten und sahen es nicht als selbstverständlich an, daß nun neben Deutsch auch noch fließend Tschechisch und Slowakisch verlangt wurde, um als Beamter tätig sein zu dürfen.


Seitens der tschechoslowakischen Regierung wurden die Deutschen kaum in ihrer Lebensweise eingeschränkt: Es gab deutschsprachige Schulen, etc. .


Ein offener Konflikt der unterschiedlichen Nationalitäten innerhalb der CSR brach erst ungefähr ab 1933 aus, als in Deutschland die Nazis an die Macht gelangten. Zu diesem Zeitpunkt litt die CSR gerade unter dem Einfluß der Weltwirtschaftskrise. Sicherlich spielt die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung immer eine gravierende Rolle bei der innerpolitischen Konfliktbewältigung und im Zuge der zunehmenden deutschnationalen Propaganda im 3. Reich waren auch aus Sicht der deutschen Bevölkerung innerhalb der CSR die an dieser Misere Schuldigen schnell gefunden. Wer sonst als die tschechoslowakische Regierung hatte die „Not“ der Deutschen zu verantworten? In Wirklichkeit war die Ursache für diese real existierende Not vielmehr in der wirtschaftlichen Struktur der von den Deutschen bewohnten Gebiete zu suchen. Den Kontrast zu der wirtschaftlichen Situation in diesen Gebieten bildete Deutschland, das durch massive militärische Aufrüstung fast wieder Vollbeschäftigung erreicht hatte.


Im Oktober 1933 wurde von Konrad Henlein die Sudetendeutsche Einheitsfront gegründet, die ein Sammelbecken für die Anhänger der kurz zuvor selbst aufgelösten deutschen negativistischen Parteien bildete. Kurz vor den Wahlen 1935 wurde die Organisation in di e Sudetendeutsche Partei umbenannt und erzielte 44 Sitze im Parlament. Parallel zu diesem Wahlerfolg war in Deutschland die Propagandawelle erst richtig ins Rollen gekommen und auf einmal interessierte sich die deutsche Öffentlichkeit für die im Ausland le benden deutschen Minderheiten. Die Sudetendeutsche Partei, die immer mehr nationalsozialistische Züge annahm, gab schließlich 1938 die Parole “Heim ins Reich“ aus. Diese Entwicklung beeinflußte auch das Verhältnis zu den Deutschen innerhalb der CSR negativ .


Auf einen derartigen Anlaß hatte Hitler in Deutschland nur gewartet. Er nahm die Entwicklung in der CSR zum Anlaß, sich aktiv in die Innenpolitik der Tschechoslowakei einzumischen, zumal auch viele aus Deutschland emigrierte Juden und Kommunisten in die CS R flohen. Entsprechend wurde die deutsche Propaganda gegen die CSR immer haßerfüllter und lauter. Die tschechoslowakische Regierung setzte dem innenpolitisch Schutzmaßnahmen für das demokratische System und gegen wirtschaftliche Monopolbildung sowie einen Sicherheitspakt mit der Sowjetunion und Frankreich entgegen, da die Bedrohung, die von Deutschland ausging, kontinuierlich wuchs.


Im September 1938 herrschten im Sudetengebiet bereits bürgerkriegsähnliche Zustände, da die Sudetendeutsche Partei mit der Unterstützung aus Deutschland die tschechoslowakische Regierung kontinuierlich mit diversen (kaum erfüllbaren) politischen Forderunge n provozierte. Außerdem wurden unter Leitung der Wehrmacht sudetendeutsche Freikorps aufgestellt, die mit Sabotageakten und ähnlichem den Einmarsch der Deutschen in das Sudetengebiet vorbereiten sollten.


Am 21.09.1938 gab die tschechoslowakische Regierung den Forderungen Englands und Frankreichs nach einer Abtrennung der sudetendeutschen Gebiete nach. Diese Abtrennung wurde bereits am 29.09.1938 im Münchner Abkommen ratifiziert.


Und hier beginnt auch der Zerfall der CSR, den ich nur noch in den wesentlichen Punkten nachzeichnen möchte. Im November 1938 verlangte Hitler weitere tschechoslowakische Gebiete, die die Regierung in der Hoffnung auf eine Garantie der Grenzen seitens der Deutschen auch abtrat. Zuvor forderte Polen das in 1.2. bereits erwähnte Teschen-Gebiet zurück und auch Ungarn beanspruchte die tschechoslowakischen Gebiete, in denen nach einer Volkszählung von 1910 (!) die ungarische Minderheit lebte. Letztendlich folgte am 14.03.1939 die Unabhängigkeit der Slowakei, entstanden durch Kooperation Hlinkas mit Hitler.


Der Beginn des 2. Weltkriegs wird gemeinhin auf den 1.09.1939 (4:45 Uhr) datiert, dem Tag, an dem die Deutschen Polen überfielen. Tatsächlich begann der Krieg meiner Meinung nach aber bereits mit dem Münchner Abkommen, da Deutschland hier eindeutig fremde Gebiete erobert, und letztendlich den Zusammenbruch der CSR zu verantworten hat.

Aber auch in Polen gab es zunächst einige Probleme mit den ethnischen Minderheiten, die aber aufgrund der herrschenden und in 2.1. beschriebenen Verhältnisse nicht so relevant sind, wie die tschechoslowakischen. Allerdings ist auch der Einfluß der Nachbarl änder für die Entwicklung Polens entscheidend. Am 25.07.1932 unterzeichneten Polen und die UdSSR einen formellen Nichtangriffspakt, der Polens Position gegenüber Deutschland zwar festigte, aber nicht endgültig sicherte. Bevor aber hier von dem Einfluß der Deutschen auf die polnische Politik die Rede ist, muß zuerst einmal über den Einfluß der Polen auf die deutsche Innenpolitik berichtet werden. Nach der Unterzeichnung des Nichtangriffspakts mit der UdSSR brachte Pilsudski seine bereits 1923 ausgearbeiteten Präventivkriegspläne gegen Deutschland gezielt an die Öffentlichkeit. Zu diesem Zeitpunkt schwelte noch der Konflikt um die Westgrenze Polens. Nicht zuletzt aufgrund des Bekanntwerdens dieser Pläne hob die deutsche Regierung am 14.6.1932 das Verbot von SA und SS wieder auf! Dem folgte im September 1932 ein deutsches Manöver im Raum Frankfurt/Oder, das zur Simulation der Abwehr eines polnischen Angriffs auf Berlin diente. Dem Manöver wohnte der Oberbefehlshaber der sowjetischen Weststreitkräfte bei. Nicht nur hier zeigt sich, daß Polens aggressive Politik unter Marschall (!) Pilsudski langsam begann, auf Polen zurückzuwirken. Auch die ehemals positive öffentliche Meinung gegenüber Polen schlug weltweit in Mißgunst um: Polen galt als autoritärer, aggressiver und antisemitischer Staat.


1933 löste Hitler sämtliche Beziehungen Deutschlands zu den osteuropäischen Staaten - unterzeichnete aber am 26.01.1934 eine Nichtangriffserklärung mit Polen, um Deutschland aus seiner politischen Isolation zu befreien. Ab 1934 nutzte Polen die verbleibend e Zeit bis 1939 nicht etwa zur Aufrüstung, statt dessen glaubte man an den Nichtangriffspakt mit Hitler und lehnte sich spätestens ab 1937 politisch sehr stark an Deutschland, das von Polen den Schutz der deutschen Minderheiten innerhalb des Landes fordert e. Beide Länder unterzeichneten am 5.11.1937 ein Abkommen zum Schutz der Minderheiten. Auch hier lassen sich natürlich Parallelen zur Entwicklung in der CSR erkennen, wenngleich Polen selbst anders als die CSR politisch weitestgehend isoliert war und diese s Abkommen unter ganz anderen Voraussetzungen als bspw. die CSR das Münchner Abkommen unterzeichnete.

Erneut nutzte Polen 1938 die politische Krise in Europa, um sein Territorium auszudehnen: die Besetzung Litauens wurde anerkannt und das bereits erwähnte oberschlesische Gebiet wurde besetzt.


Nachdem sich mit Hitlers Einmarsch in Prag herausgestellt hatte, was dessen politische Zusagen tatsächlich bedeuten, gewährte England Polen eine Bündnis- und Beistandsgarantie, die der CSR verwehrt wurde. Die Alliierten versuchten daraufhin die UdSSR in di eses Bündnis einzubeziehen, was jedoch an dem historisch bedingten (!) schlechten Verhältnis zu Polen scheiterte. Am 23.08.1939 unterzeichnete der deutsche Außenminister Ribbentrop in Moskau den sogenannten Hitler-Stalin Pakt, nachdem Hitler zuvor am 28.04 .1939 in seiner Reichstagsrede den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt gekündigt hatte. Die Konsequenz dieser Entwicklung war der deutsche Angriff auf Polen am 1.09.1939.







Zusammenfassung


Die CSR war in der Zwischenkriegszeit der einzige osteuropäische Staat, der bis zum Angriff Deutschlands sein demokratisches System bewahren konnte. In Bezug auf Polen kann man nicht von einer Demokratie sprechen. Beide Länder erliegen jedoch letztendlich dem Kriegswillen Deutschlands. In der CSR wurde versucht, verschiedene Völker in ein politisches System einzubinden, was natürlich auch in anderen Staaten passierte, wobei jedoch in der Regel auf autoritäre Herrschaftsformen zurückgegriffen wurde und eine echte Integration nicht erfolgt ist.

Beide Länder, Polen und die CSR, können sich nicht aus der europäischen Politik ausschließen.


Nach dem 1. Weltkrieg und dem Zerfall der Großmächte Deutschland, Rußland und Österreich-Ungarn sehen viele ehemals unterdrückte Völker die Chance, eigene Nationalstaaten zu gründen und nutzen sie sehr unterschiedlich. Polen beispielsweise litt vor dem Kri eg an der Zerstückelung durch die genannten Großmächte. Im Widerspruch dazu, ist die polnische Außenpolitik in der Zwischenkriegszeit auf Expansion fixiert.


Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks 1989 standen zahlreiche Staaten vor einer ähnlichen Situation. Interessant ist hier vor allem die erneute Trennung der Slowakei von der Tschechei.


Natürlich habe ich auch darüber nachgedacht, warum zum Beispiel in Polen keine echte Demokratie entstehen konnte. Die Führung Polens war fast durchgehend in den Händen von Pilsudski, der sich nicht allzusehr um Innenpolitik gekümmert hatte. Polen war zwar offiziell wieder ein Staat, die Frage ist nur, inwieweit die Polen zu diesem Zeitpunkt eigentlich ein ausgebildetes Nationalgefühl hatten. Immerhin war das Land über 200 Jahre geteilt! Ich denke, dies ist ein sehr entscheidender Faktor, der unbedingt bei d er Beurteilung der Verhältnisse in der Zwischenkriegszeit beachtet werden muß.


Für die CSR ist der Einfluß Österreich-Ungarns wie bereits gesagt entscheidend.






Literaturliste:


Boden, Martina, 1995: Osteuropa - Eine kleine politische Länderkunde. Bonn: Verlag Bonn Aktuell.


Bundeszentrale für politische Bildung (Hrg.), 1991: Informationen zur politischen Bildung 142/143 - Deutsche und Polen.


Bundeszentrale für politische Bildung (Hrg.), 1995: Tschechen, Slowaken und Deutsche - Nachbarn in Europa.


Korzycki, Wlodzimierz, 1992: Republik Polen - Eine kleine politische Länderkunde. Bonn: Verlag Bonn Aktuell.


Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin (Hrg.), 1993: Politik kurz und aktuell 49 - Ingrid Oswald: Nationalitätenkonflikte im östlichen Teil Europas.


Schmidt-Rösler, Andrea, 1996: Polen. Regensburg: Verlag Friedrich Pustet.



Internet:


The Wolf Lewkowicz Collection: http://web.mit.edu/maz/wolf/


The History Of Poland: http://www.kasprzyk.demon.co.uk/www/HistoryPolska.html


Roman Dmowski - The National Ethik: http://www.grin.edu/~kellytm/dmowski.html