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§;Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung *
2. Souveränitätsverlust der Nationalstaaten *
3. Handlungsmöglichkeiten der Nationalstaaten *
4. Fazit *
Aufgabe 3 *
1. Einleitung *
2. Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt *
3. Sozialstaatliche Institutionen *
4. Gewerkschaften *
5. Fazit *
Literaturverzeichnis *
Aufgabe 2
Ein wichtiges Argument in der Globalisierungsdebatte behauptet, Globalisierung schwäche die staatliche Souveränität und Handlungsfähigkeit. Worauf bezieht sich diese Argumentation? Was spricht dafür, was dagegen? Wie kann politisch darauf reagiert werden?
Der Terminus "Globalisierung" ist Teil eines Konglomerats von Begriffen, mit denen Wandlungstendenzen im wirtschaftlichen Geschehen und in der Sozialstruktur vor allem der klassischen Industriegesellschaften öffentlichkeitswirksam etikettiert werden: Turbo-Kapitalismus, Kapitalismus pur, Wirtschaftshorror, Ein-Fünftel-Gesellschaft usw. In diesem Spektrum ist Globalisierung zum Codewort für einen dramatischen Souveränitätsverfall der Nationalstaaten und der nationalstaatlich strukturierten Gesellschaften insgesamt geworden.
Der Souveränitätsverfall der Nationalstaaten ist jedoch nicht so dramatisch wie in dem Zitat angedeutet. Sicher ist, daß die Nationalstaaten einige strukturelle Änderungen vornehmen müssen. Das Wirtschaftssystem welches in der Entstehung eng mit der Herausbildung der Nationalstaaten verknüpft war hat sich durch die neuen Informations- und Kommunikationstechniken grundlegend geändert. Das heutige, auf Globalisierung angelegte Wirtschaftssystem hat mittlerweile einen Vernetzungsgrad gewonnen, der es gegen politische Strategien einzelner Nationalstaaten und der dahinterstehenden gesellschaftlichen Gemeinschaften relativ unempfindlich macht. Dadurch hat sich das Verhältnis zwischen Staat und Wirtschaft grundlegend geändert.
In dieser Arbeit wird versucht die Herauszufinden, inwieweit die Souveränität der Nationalstaaten geschwächt wird und inwieweit Handlungsmöglichkeiten für die Nationalstaaten ihre Souveränität zu verteidigen bzw. inwieweit sie sie verbessern können.
Als eine Ursache für den Souveränitätsverlust wird der Finanzmarkt gesehen, da es denn heutigen Nationalstaaten schwerer fällt als früher, ihre Wirtschaft zu lenken. Dies wird auf die immer schneller werdende wirtschaftliche Interdependenz zurückgeführt. So wird behauptet, daß der Kapitalismus den Nationalstaat untergräbt. Als eine weitere Ursache für die schwindende Souveränität werden Folgen der Globalisierung im Bereich der Umweltverschmutzung und des Bevölkerungswachstums angesehen, welche zu schwerwiegend geworden sind, als daß der Nationalstaat alleine damit fertig werden könnte. Zudem führt die Globalisierung zu einer Entstehung von transnationaler Identität und damit zu einem Verlust der nationalen Identität.
Sicherlich gibt es auch keinen Zweifeln, daß die rapide Ausweitung von Handelsströmen und Absatzmärkten, die Entstehung globaler Kapitalmärkte und die internationale Reorganisierung der Produktionszusammenhänge durch multinationale Unternehmen die Handlungsfähigkeit der europäischen Nationalstaaten als Interventions- und Vollbeschäftigungsstaaten schwer beeinträchtigt hat.
Ein weiteres Problem der Nationalstaaten liegt in der Form der macht der sie sich bedienen. Nationale Volkswirtschaften sind, nach Ansicht der Soziologen, Machtgeflechte deren Grundlage die Organisationsmacht von Interessen ist. Globale Akteure wiederum bedienen sich einer anderen, der Organisationsmacht überlegenen Form, nämlich der Selektionsmacht. Diese Form ist der Organisationsmacht insofern überlegen, als das sie keines Zusammenschlusses mehr bedarf. Somit haben die globalen Akteure die Möglichkeit sich von kulturellen Traditionen zu lösen um global erfolgreich zu sein. Nationale Volkswirtschaften jedoch sind genau durch diese Traditionen geprägt. In dem Maße, wie nicht mehr die Produktion, sondern die anwendungsorientierte Verknüpfung von Wissenselementen für die wirtschaftliche Wertschöpfung zentral wird, gehen auch die politische Eingriffsmöglichkeiten zugunsten nationaler Volkswirtschaften auf dieser Ebene verloren. da modernes Wissen prinzipiell global strukturiert ist und Zugriffshindernisse allenfalls mit Sprachgrenzen zu tun haben. Es besteht lediglich die Möglichkeit den Zugang zu speziellen technologischen Möglichkeiten zu blockieren. Die wirtschaftlichen Akteure gewinnen aber zunehmend an selektiver Macht gegenüber den nationalen Wirtschaftsstandorten. Dies liegt daran, daß den Nationalstaaten nur noch die Standortkonkurrenz, also eine Umkehrung im Abhängigkeitsverhältnis zwischen Weltwirtschaft und Nationalstaaten bleibt, da wirtschaftliche Zuwächse nicht mehr durch nationale Selektionsmacht erreicht werden können.
Einen weiteren Souveränitätsverlust der Nationalstaaten führt Mann an, indem er behauptet, daß die Staaten des Nordens heute weniger bereit sind, sich in ausgewachsene Kriege zu stürzen, als fast jeder Staat der Geschichte. Dadurch sieht Mann das ursprüngliche Rückgrat des Nationalstaats sich in Gelatine verwandeln. Diese Zurückhaltung der europäischen Nationalstaaten erklärt er Mann sich aufgrund der historischen Tatsache, daß die Europäer verantwortlich für die beiden Weltkriege waren und sich jetzt Zurückhalten. Sie verlassen sich in ihrer Sicherheit auf die USA. Und das können sie auch, da ihre Sicherheit derzeit nicht bedroht ist. Mann meint, daß die Entschlossenheit mit dem schrecklichen Charakter der europäischen Geschichte zu brechen, vermutlich die kausal am stärksten determinierte Transformation der Moderne ist, die auch die traditionelle nationale Souveränität am stärksten unterminiert.
In dieser Hinsicht stimme ich jedoch nicht mit Mann überein, da gerade in Europa die Ausübung von militärischer Macht den Nationalstaaten eher einen weiteren Souveränitätsverlust zufügen würde, als daß es ihnen helfen würde. Denn aufgrund der europäischen Geschichte würde sich ein Staat, meiner Meinung nach, durch militärische Aktionen in Europa ins Abseits manövrieren.
Natürlich birgt die Globalisierung nicht nur Gefahren für die Nationalstaaten sondern auch Chancen. Zwar verfügen heute viele der größten transnationalen Unternehmen über Finanzmittel die die der Nationalstaaten um einiges übertreffen, allerdings gibt es auch Hinsichten in denen die Macht der Unternehmen mit denen des Staates nicht konkurrieren können. Wichtige Faktoren sind hier vor allem die Territorialität und die Kontrolle über die Mittel zur Gewaltanwendung. So nehmen alle modernen Staaten in ihrem eigenen Territorium ein Monopol zur Gewaltanwendung wahr. Wie mächtig ein Staat auch sein mochte, so übte er in der Praxis fast nie soviel Kontrolle aus, wie ihm vom Rechtsprinzip her zustand.
Eine weitere Möglichkeit die Handlungsfähigkeit zu erhöhen besteht für die Nationalstaaten in einem Zusammenschluß mit anderen Staaten, wie man es z.B. in der Europäischen Union sehen kann. Durch einen Zusammenschluß haben die Staaten die Möglichkeit ihr Handeln abzustimmen, dadurch wird zwar die Souveränität der einzelnen daran beteiligten Staaten in vielerlei Hinsicht verringert, doch ihre Macht wird gekoppelt und somit wird die Handlungsmöglichkeit innerhalb des Staatensystems gesteigert. Für die neuen Staaten, welche man als schwach in ökonomischer und militärischer Hinsicht bezeichnen kann, kennzeichnet alleine ihr Auftreten als Nationalstaat einen Gewinn an Souveränität im Vergleich zu früheren Umständen. Eine ähnliche Meinung vertritt auch Mann, der Europa als einzige Region ansieht in der es zu bedeutenden politischen Transformationen kommt. Auch er sieht darin eine Einschränkung der partikularistischen Autonomie der Mitgliedsstaaten. Anhand von Deutschland und Frankreich zeigt er auf wie unterschiedlich der Souveränitätsverlust in einem solchen Bündnis aufgefaßt werden kann. Deutschland und Frankreich verlieren genau wie die anderen Staaten auch partikularistische Autonomien, bleiben jedoch in den wichtigen Fragen Herr ihrer selbst. Fragt man nun Deutsche, so Mann, welche ökonomische Souveränität, und Franzosen, welche politische Souveränität sie verloren haben, so würde ihnen die Antwort schwer fallen. Die kleineren und wirtschaftlich schwächeren Staaten scheinen an Souveränität verloren zu haben, zumindest in der großen Fragen, ihre Souveränität war aber auch in der Vergangenheit recht beschränkt.
Michael Mann sieht den Nationalstaat für viele Staaten als Ziel an welches sie erreichen wollen. Die Ausbreitung des Nationalstaats des Nordens, wie er es nennt, hat mittlerweile schon globale Ausmaße angenommen. Vom Norden Europas aus hat er sich über fast ganz Europa, einige Bereiche des Ostens und Südasiens ausgebreitet. In gewisser Weise beherrscht der gemäßigte Nationalstaat den gesamten Erdball. Dieser Ausdehnung des Nordens hängt davon ab, daß die Nationalstaaten davon profitieren, Dadurch würden dann sowohl die nationalen Netzwerke als auch die Nationalstaaten profitieren.
Was China und Indien betrifft, dort lebt immerhin ein Drittel der Weltbevölkerung, so bieten beide Länder eine unterschiedliche Kombination von ökonomischen Ressourcen, starken Zivilgesellschaften und ehrgeiziger staatlicher Regulation. Durch eine nationale Staatlichkeit dürfte in beiden Ländern der ökonomische Erfolg auch eher verstärkt als geschwächt werden.
Eine weitere Stärkung der Handlungsmöglichkeiten der Nationalstaaten besteht in auf Identifikationspolitik beruhenden sozialen Bewegungen.
Das die Globalisierung die Souveränität und die Handlungsfähigkeiten der Nationalstaaten in vielerlei Hinsicht schwächt wurde in Kapitel 2 beschrieben. Jedoch hat die Globalisierung nicht nur negative Auswirkungen auf die Nationalstaaten, wie in Kapitel 3 beschrieben, bestehen genügend Möglichkeiten die Souveränität zu wahren oder gar auszubauen. Letztendlich sind dafür aber strukturelle Veränderungen im Bereich der staatlichen Kontrolle von Nöten, so kann ein Zusammenschluß mehrere Staaten zu eine den einzelnen Staaten übergeordneten Organisation durchaus dazu beitragen, den Verlust an Souveränität und Handlungsfähigkeit zu stärken.
Man muß sich aber auch fragen, ob die strukturellen Probleme der nationalen Volkswirtschaften vielleicht nur durch die Existenz globaler Märkte schonungslos aufgedeckt worden ist und eben nicht durch die Globalisierung zu verantworten sind. So würde sich wahrscheinlich mit der intelligenten und innovativen Veränderung der wirklichen Ursachen wie inflexiblen Arbeitsmärkten, starren Sozialsystemen, ungenügender Implementierung ökologischer Aspekte und unübersichtlichen Steuersysteme sicherstellen, daß die zweifellos existierenden Überreaktionen an internationalen Finanzmärkten temporär bleiben. Denn letztendlich besteht für eine volkswirtschaftliche Abschottung gegen Globalisierungseffekte weder eine kurzfristige noch eine langfristige Chance.
Die Strukturveränderungen denen sich die Nationalstaaten unterziehen müssen betreffen aber nicht nur die staatliche Kontrolle, wie z.B. das Gewaltmonopol und die internationale Politik, entscheidend für die Souveränität eines Staates ist auch die Tatsache, ob eine Land die Entstehung technischer, naturwissenschaftlicher und wirtschaftlicher Eliten fördern kann. Für die europäischen Staaten bedeutet dies, daß sie technische Neuerungen produzieren während die Entwicklungsländern diese neuen Technologien lediglich anwenden müssen. Dementsprechend wichtig ist die Verfügbarkeit von ausgebildeten Arbeitskräften und technischem und kauffmännischem Personal, da die lokale Produktion weltmarktgängiger Technologiegüter zunehmende Inputs erfordert an menschlichen Ressourcen, insbesondere an Arbeitsqualität und technischen Fähigkeiten.
Meines Erachtens ist das Argument in der Aufgabenstellung so nicht zu vertreten, da es eine viel zu pessimistische Sicht auf die Globalisierung wirft.
In meinen Augen bietet die Globalisierung mehr Chancen als Probleme und die Probleme die durch die Globalisierung aufgeworfen werden sind meiner Meinung nach nur in den seltensten Fällen der Globalisierung zuzuschreiben. Vielmehr handelt es sich um strukturell- oder systembedingte Fehler welche zwar aufgrund der Globalisierung aufgedeckt, nicht jedoch verursacht worden sind.
Die Chancen die die Globalisierung bietet überwiegen, meiner Meinung nach, bei weitem. Alleine die Fortschritte auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnik bieten Möglichkeiten die heute wahrscheinlich die wenigsten noch missen wollen.
Zu den wichtigsten Aspekten der Globalisierung gehören Folgen für den Arbeitsmarkt, die Gewerkschaften und die sozialstaatlichen Institutionen. Welche Folgen sind dies? Inwieweit lassen sie sich tatsächlich der Globalisierung zurechnen?
Das die Globalisierung zu Veränderungen des Welthandels und somit auch auf die Arbeitsmärkte der Nationalstaaten geführt hat ist unbestritten. Von den Veränderungen der Arbeitsmärkte sind auch die Gewerkschaften und die sozialstaatlichen Institutionen betroffen. In dieser Arbeit wird versucht diese Auswirkungen zu benennen und zu erkennen inwieweit sie der Globalisierung zuzurechnen sind.
Zuerst werden die Folgen der Globalisierung auf den Arbeitsmarkt untersucht, anschließend die Auswirkungen auf die Gewerkschaften und die sozialstaatlichen Institutionen.
Durch die Deregulierung - die Beseitigung von Handelsschranken und durch Regelungen zum Schutz nationaler Märkte - kam es in den achtziger Jahren zu intensiveren internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Die Deregulierung war ein wirtschaftliches Konzept, welches sich sowohl auf die internationalen Handelsbeziehungen als auch auf die nationalen Arbeitsmärkte bezieht.
Bis vor nicht allzu langer Zeit war es üblich, daß dort, wo konstruiert wird, auch gefertigt wird. Künftig muß dies keineswegs mehr so sein. Verlagerungen von Arbeitsplätzen werden differenzierter und beziehen sich auf bestimmte Abschnitte von Arbeits- und Tätigkeitsbereichen, die im internationalen Netzverbund anderswo genauso gut, aber billiger erledigt werden können. Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt verschärft sich.
Die verschärfte Konkurrenz betrifft in erster Linie jene Arbeitnehmer die in arbeitsintensiven Bereichen arbeiten und standardisierte ausführen. Da diese Arbeiten auf gleich hoher Produktivität, aber zu niedrigeren Preisen auch anderswo gemacht werden können.
In den Industrieländern läßt sich eine Zunahme der Arbeitsplätze mit sehr hohem Einkommen und eine Abnahme der Arbeitsplätze von Arbeitern und Angestellten mit mittlerem Einkommen beobachten. Die Industrieländer haben Vorteile bei der Produktion von nicht standardisierter Arbeit. Gemeint sind damit forschungs- und technologieintensive Produkte. Aufgrund der im Vergleich zu den Entwicklungsländern höheren Lohnkosten, benötigen die Industrieländer daher neben Kapital auch qualifizierte oder hochqualifizierte Arbeit. Dadurch wird die Arbeit im Verhältnis zur weniger qualifizierten Arbeit teurer. Die neue Struktur der Wirtschaftsaktivitäten bewirkte also eine Veränderung in der Organisation der Arbeit, die sich in einer Umschichtung des Stellenangebotes widerspiegeln und zu einer Gegensätzlichkeit sowohl in der Einkommensverteilung als auch in der Beschäftigungsstruktur führte. Es scheint, daß die Industrieproduktion heute zu einer selbstverständlichen Voraussetzung für die Wissensentwicklung geworden ist. Dies bedeutet, daß die Industrieproduktion an Stellenwert in den internationalen Beziehungen verliert.
In der Theorie wird davon ausgegangen, daß bei der Schaffung eines gemeinsamen Marktes – wie es in der EU geschah – das wirtschaftliche Ergebnis sich dann erhöht, wenn Arbeitskräfte dorthin abwandern, wo die Produktivität und damit das erzielbare Einkommen am höchsten sind. Überraschenderweise hat sich herausgestellt, daß diese Wanderung der Arbeitskräfte nicht eingetreten ist. So werden die Arbeitsmärkte dann nicht nur durch grenzüberschreitende Zu- und Abwanderungsströme, sondern auch durch den "normalen" Handel, durch die Internationalisierung der Unternehmen und durch Veränderungen in der Informations- und Kommunikationstechnik beeinflußt. In der klassischen Theorie des Außenhandels sind dann auch nur die Produkte, nicht jedoch die Arbeitskräfte mobil. Dennoch gibt es auch innerhalb auch innerhalb der EU-Länder spezielle Zuwanderungsformen, mit denen die Unternehmen die Möglichkeit haben die existierenden Lohnunterschiede zu ihrem Vorteil zu nutzen. Es gibt zwar mittlerweile Gesetzte welche vorschreiben, daß Löhne und bestimmte Arbeitsbedingungen auch für jene Arbeitnehmer zwingend gelten, die von ausländischen Arbeitgebern in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigt werden. Es ist jedoch die Eventualität, durch billigere Arbeitskräfte ersetzt werden zu können, die als Lohndruck genutzt und von den Betroffenen als ständige Bedrohung wahrgenommen wird.
Letztendlich kann man aber sagen, daß die Globalisierung den Strukturwandel der Arbeitsmärkte beschleunigen und damit die Arbeitsplätze unter einen stärkeren Druck setzen wird.
Ein Befürchtung die mit der Globalisierung zusammenhängt ist, daß der Sozialstaat aufgrund der weltweiten Konkurrenz geschwächt wird und die Leistungen der sozialstaatlichen Institutionen wie z.B. die Kranken-, Renten-, Pflege-, Unfall-, Arbeitlosenversicherung und die Sozialhilfe abgesenkt werden müssen.
Der Nationalstaat in der heutigen Form als Sozial- und Wohlfahrtsstaat, wird durch den wirtschaftlichen Globalisierungsprozeß bedroht und untergraben. Durch die Liberalisierungs- und Deregulierungsversuche traten die ökonomischen Interessen immer mehr in den Vordergrund, die Forderung nach sozialen Mindeststandards blieb dabei weitgehend unbeachtet, da durch sie die Lohnkosten weiter erhöht werden. Die Unternehmen wiederum haben die Möglichkeit von den Arbeitsmärkten mit zu hohen Lohnnebenkosten in andere, billigere Länder auszuweichen, da sie aufgrund der neuen Informations- und Kommunikationstechnik nicht mehr so sehr an die lokale Infrastruktur gebunden sind. Dadurch gestaltet es sich auch schwieriger Unternehmen von der Notwendigkeit von sozialen Standards oder hohen Steuern zu überzeugen. Das soll jetzt nicht bedeuten, daß die Infrastruktur nur noch eine untergeordnete Rolle spielen soll, vielmehr wird der Zugriff auf innovatives Wissen zu einer wichtigen Erfolgsbedingung für die Industrieländer. Die Entwicklungsländer laufen bei der standardisierten, arbeitsintensiven Produktion den Industrieländern zunehmend den Rang ab, in der Forschung und bei den qualifizierten Arbeiten sind die Industrienationen führend. Auslands Direktinvestitionen in Entwicklungsländer sollen die Wohlfahrtsstaaten in zweierlei Hinsicht beeinflussen: Sie sollen dazu führen, daß die Körperschaftssteuer gesenkt werden und das der Staat die Sozialleistungen kürzt um die Lohnnebenkosten zu senken.
Die Lohnkosten alleine sind nicht entscheidend bei der Standortwahl, vielmehr entscheidet das Produktivitätsniveau, und für dieses sind Infrastruktur, kooperative Beziehungen zwischen Arbeit und Kapital und das Ausbildungsniveau der Bevölkerung von großer Bedeutung. Hohe soziale Standards können unter besten Gegebenheiten die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft erhöhen, diese Wettbewerbsfähigkeit kann aber auch ohne sie erreicht werden, wie man am Beispiel der USA erkennen kann. Für die meisten Industrienationen würde das jedoch bedeuten, daß neben einer Herbeiführung einer Minderung der Durchschnittslöhne auch die Einnahmen sinken würden und zur gleichen Zeit die Ausgaben wegen einer sich verstärkenden Arbeitslosigkeit steigen würden.
Mit dem Sozial- und Wohlfahrtsstaat gibt es eine Garantie auf die materielle Gewährleistung einer Minimalexistenz. Zur Verfolgung der Wohlfahrtsziele mit indirekten Mitteln gehört eine Sicherung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, wie z. B. Währungspolitik, und die im Zuge der Industrialisierung immer weiter in den Vordergrund tretende Entwicklung der Infrastruktur (Verkehr, Massenkommunikation, Bildungssystem usw.).
Allerdings haben die Sozialstandards nicht nur eine Kostenseite. Soziale Leistungen können die Produktion der Arbeitnehmer und somit des Unternehmens und der Volkswirtschaft erhöhen und solange der Produktionszuwachs die Kosten für über das Übliche hinausgehende Schutzmaßnahmen übersteigt, liegen diese auch im Interesse des Unternehmens. Das gilt z.B. für Kündigungsschutz und Fortbildung. Arbeitnehmer mit Kündigungsschutz sind eher bereit sich fortzubilden und sich an ein Unternehmen zu binden. Die Unternehmen wiederum werden dann daran interessiert, den Arbeitnehmer zu halten.
Es läßt sich also feststellen, daß Wirtschafts- und Sozialpolitik zunehmend in einer Widerspruch geraten, wie man seit Anfang der neunziger Jahre in allen hochindustrialisierten Ländern beobachten kann. Dies alles führte aber nicht zu einem Zusammenbruch des Wohlfahrtsstaates.
Gewerkschaften werden in nationalen Arbeitsmärkten durch die "Entbettungs-" und Globalisierungstendenzen herausgefordert, weil durch die erhöhte Flexibilität der Großunternehmen auf den internationalen Arbeitsmärkten und durch die hohe Flexibilität des Geldkapitals die Unternehmen gegenüber nationalen Investitionsanlagen vermehrt "exit"- Optionen wahrnehmen können und damit die Möglichkeit haben, nationale Regulierungssysteme und gewerkschaftliche Forderungen zu unterlaufen.
Gegen die globalen Entwicklungen scheinen die Gewerkschaften zur Zeit nur wenig Chancen zu haben. Die Gewerkschaften sind mit einer neuen ökonomischen Struktur konfrontiert die eine Internationalisierung von ihnen verlangt auf die sie organisatorisch nicht vorbereitet sind. Die Gewerkschaften müssen sich sozial öffnen, was sich für sie sehr schwierig gestalten dürfte, da es eine der bisherigen Form der "sozialen Schließung" bedeuten würde. Selbst den Gewerkschaften nahe stehende kritische Analysten sprechen der Politik, aber insbesondere den Gewerkschaften ab, als Akteure im "Mäuserad" der Globalisierung eine Rolle spielen zu können, sie sind in erster Linie Opfer.
So dürfte auch den Gewerkschaften klar sein, daß sie schmerzliche Kompromisse eingehen müssen um international Wettbewerbsfähig zu bleiben.
Eine Chance für die Gewerkschaften lautet: "global denken - lokal handeln". Denn daß die Gewerkschaften regional nicht so hilflos den Globalisierungszwängen ausgeliefert sind wie dies häufig dargestellt wird zeigt sich immer wieder in Streiks. Die neu gegründete Großgewerkschaft, die sich aus sechs Gewerkschaften zusammensetzt, dürfte ein erster Schritt in die richtige Richtung sein, denn durch eine Umstrukturierung haben sie bessere Gestaltungsmöglichkeiten. Eine Möglichkeit wäre die Stärken einer branchen- und qualifikationsbezogenen bzw. regional orientierten Gewerkschaftspolitik mit Gestaltungspolitiken zu verbinden. Dazu müßten die regionalen Defizite aufgegriffen und modernisiert werden, so wie es die IG Metall bereits begonnen hat. Eine so gestaltete Politik könnte auf regionaler Ebene ein Ausweg sein, wenn die Innovationen in einem europäischen Zusammenhang sozial formuliert sind, dies erfordert aber von den Gewerkschaften selbst erhebliche Zugeständnisse.
...it is a strong claim to assert that any one structural shift is causing everything we observe. Given what we know about how most social processes work, they usually reflect complex causes working together in different ways across time and space. It should take a lot of evidence to convince us that the globalization story is true.
Viele der momentanen Probleme des Arbeitsmarktes werden der Globalisierung angelastet. Inwieweit die Globalisierung tatsächlich Urheber dieser Probleme ist, ist meines Erachtens nicht eindeutig festzustellen. Lang andauernde Arbeitslosigkeit ist z.B. nicht der Globalisierung anzulasten, sondern mangelnder Anpassungsbereitschaft auf dem Arbeitsmarkt. Und das aufgrund des internationalen Wettbewerbs der Spielraum für soziale Leistungen verkleinert werden muß halte ich auch nicht für zwingend notwendig, vielmehr schließe ich mich der Meinung von Otto G. Mayer an, daß die Problematik erst durch unbewältigte Anpassungs- und Strukturprobleme hervorgerufen wird.
Zudem haben die Unternehmen nicht die Möglichkeit ihre Standorte vollkommen frei zu wählen, dies ist ein weiterer Punkt der gerne übertrieben wird. Unternehmen haben häufig gute Gründe in der Nähe ihrer Märkte zu produzieren, dabei spielen die teuren sozialen Leistungen meist nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist meist die vorherrschende Infrastruktur und der Grad der Ausbildung. So fließt das Kapital auch nicht in die Länder welche am wenigsten entwickelt sind, sondern zum Großteil in andere Wohlfahrtsstaaten. So wurden die meisten deutschen Investitionen auch nicht getätigt um von den niedrigeren Löhnen zu profitieren, sondern um neue Märkte zu erschließen.
Ich denke, daß das Globalisierungsargument deshalb so gerne benutzt wird, weil es schwierig ist die wahren Ursachen für die mit der Globalisierung verbundenen Probleme zu finden. Und einen Wohlfahrtsstaat in seinem Fundament zu verändern dürfte sich sehr schwer gestalten.