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2
  Quantitative Sozialforschung (Anriß)

3 Qualitative Sozialforschung

4
  Abschließend

Anhang A Hilfreiches zur Kontrolle der Qualität der Forschung 
B Interviewtypen 
 

Literatur



1 Einleitung

1.1 Weshalb überhaupt Sozialforschung?

Es gibt viele Gründe, warum Forschung betrieben wird. Der ursprünglichste ist wohl die Neugierde, doch hat sich die Wissenschaft auch für vieles andere Streben als hilfreich erwiesen, wie z.B vorteilsorientierte Neigungen, aber auch das notgetriebene oder solidarisierende Handeln. Die Verwendung wissenschaftlicher Argumentationsweise hat zu massiven Veränderungen des Weltbildes über die Menschengeschichte hinweg geführt. So dienten "wissenschaftlich fundamentierte" Vorstellungen dem Sturz von religiöser Herrschaft, der Verfolgung von Rassen, dem Rüstungswahn etc. Die Wirtschaft bedient sich ihrer, um der Konkurrenz eine Nasenlänge voraus zu sein, und die politische Opposition sucht nach Wegen, den Entwicklungen entgegenzuwirken, Schäden zu beseitigen und eine "heile Welt" nach ihrer Ansicht zu errichten.

 Bei all jenem zeigt sich die Forschung nicht als Antrieb, sondern stets der Mensch selbst, getrieben vom eigenen Selbst und seiner Auseinandersetzung mit der Umwelt, seinem sogenannten Lebensraum. Der für den Menschen erfahrbare Lebensraum, und für ihn somit entscheidende, wird seine Lebenswelt genannt. Der Begriff Lebenswelt geht ursprünglich auf den phänomenologischen Ansatz von Husserl zurück. Er sieht darin die nicht weiter hinterfragbare Evidenz für den Menschen in der Welt. Sie ist also das begreifbare und erlebbare in unserem Umfeld, dem Raum, in dem wir uns aufhalten und in dem wir unsere Eindrücke und Erkenntnisse sammeln. Ein dazu sehr interessantes Gesellschaftsmodell wurde von Pierre Bourdieu entwickelt. Ein Abriß seines Modells finden Sie im Aufsatz zum Habitus.

 Wie sich nun der Mensch in seiner Lebenswelt zurechtfindet, und welche Auswirkungen dies wiederum auf seinen Lebensraum hat, jenes zu entschlüsseln haben sich seit Menschengedenken Denker und Wissenschaftler zur Aufgabe gesetzt. Ausgehend von sowohl physiologischen als auch philosophischen Ansätzen wird versucht, die Mechanismen herauszufiltern, welche dem Ganzen zugrunde liegen. Die Sozialforschung, als speziell auf das Zusammenleben von Menschen ausgerichteter Forschungszweig, wählt dabei den Weg der Differenzierung einer für soziale Beziehungen relevanten Fragestellung, zu der eine entsprechend geeignete Personengruppe ausgewählt wird, anhand derer, mit verschiedenen Techniken der Beobachtung, Erfragung und Bewertung, Erhebung und Analyse von Daten betrieben wird.

1.2 Die Möglichkeiten innerhalb der Sozialforschung

 Um einer Fragestellung nachgehen zu können, wird sie thematisch-räumlich Eingeschränkt, damit die Untersuchung überschaubar und vor allem vergleichbar bleibt. Dies geschieht zum einen tatsächlich räumlich im Sinne einer physikalischen Bereichsbegrenzung, in der sich zur Frage spezifisches ereignet, und zum anderen inhaltlich, d.h. es werden nur gewisse, als relevant bewertete Komponenten in Betracht gezogen. Dies äußert sich z.B. folgendermaßen:

 Die zu erörternde Frage lautet: "Wie erfolgt die Eingliederung eines ausländischen Kindes in eine Kindergartengruppe?"

  Dies klingt ansich nicht sehr komplex, doch muß z.B. zunächst durchdacht werden, wie überhaupt erkannt werden kann, welches Verhalten dem Thema angehört und welches nicht. Sicher gibt es eindeutige Verhaltensweisen, wie z.B. wenn die Pflegeperson konkret die Gruppe anspricht, das betroffene Kind mitspielen zu lassen. Doch gibt es auch mehrdeutige Verhaltensäußerungen, welche nicht auf Anhieb einem bestimmten Anlaß zugeschrieben werden können. Für die Erforschung der Frage ist es allerdings notwendig, dies bestimmen zu können. Also muß man sich überlegen, wie vorzugehen ist, um ein möglichst genaues Ergebnis zu erhalten. Dazu hält die Sozialforschung etliche Methoden bereit, welche sowohl ihre Vorteile als auch ihre Nachteile haben.

 Zu den Methoden der Sozialforschung sei vorweg zu sagen, daß sie keine Neuerfindungen sind, sondern bereits vorher in anderen Bereichen ihre Bedeutung hatten, so wie sie auch heute nicht nur von den Sozialwissenschaften verwendet werden. Der Unterschied liegt in der Besonderen Thematik: "Individuum in der Gesellschaft", welche sich bis Heute kaum unangefochten erforschen läßt, und somit zu speziellen Auslegungen der Methoden geführt hat.

 Alles in allem sind all die genannten Methoden schwierig zu handhaben, da es sich bei den Versuchspersonen nicht um statische Objekte und somit konkret ermittelbare Größen handelt, wie in der Physik oder der Mathematik, sondern um Individuen, welche sich voneinander auf nur schwer einsehbare Weise unterscheiden, Launen unterliegen und zudem teils innerhalb Gruppen betrachtet werden, deren Zusammenhalt und Funktionieren wiederum eigenen Gesetzen folgen. Die natürlichen Gegebenheiten hängen von weitaus mehr Faktoren ab, als daß ein unanfechtbar abgesichertes Arbeiten gesichert wäre. Daher gibt es sehr unterschiedliche Positionen zu der derzeitigen Reife der Sozialforschung und ihren natürlichen Grenzen und eine schier unüberschaubare Literatur, welche mit Rat und Tat zur Seite stehen möchte. Diesem Problem der Qualität des Ermittelten entspringt auch die Diskussion um die quantitative und die qualitative Sozialforschung.

2 Quantitative Sozialforschung (Anriß)

Das wahrscheinlich bekannteste und zudem umfangreichste Beispiel der quantitativen Sozialforschung ist die Volkszählung. Schon Joseph und Maria mußten sich dieser unterziehen, doch ist sie noch wesentlich früher in der Geschichte feststellbar. Der Zweck dieser Erhebung war allerdings ein rein politischer und diente somit nur im eingeschränkten Interesse der Sozialforschung. Heutzutage sind solche Umfragen mit zusätzlichen Fragen bestückt, welche auch Einblick in die soziale und ökonomische Lage des Befragten bieten. Daher auch das große Miswollen in der Bevölkerung. Quantitative Erhebung lohnt sich überall dort, wo Fragestellungen klar umrissen und Antworten auf konkrete Möglichkeiten beschränkt werden können. Ihr Vorteil liegt in der Anzahl der Personen, welche darüber erfaßt werden können und als Beweis für die Aussagekraft gelten sollen. Durch die konkret vorstrukturierte Erhebung lassen sich die Informationen schnell in einen Computer übertragen und per Software gegenüberstellen. Auf diese Weise werden z.B. Markt-, Media-, Motiv- und Meinungsforschung betrieben, bei denen ein großer Stichprobenraum zu Pro und Contra Stellung nehmen soll. Die letztendlichen Schwierigkeiten bei dieser Vorgehensweise sind allerdings die Aussagekraft der Fragen und Antworten und die Repräsentanz der Befragten. Sehr in Mode gekommen ist das Ankreuzverfahren. Man findet es in Zeitschriften, auf Formularen der Behörden, in Restaurants und an vielen anderen Orten. Die Fragen werden nach dem Prinzip der möglichst genauen Einrahmung und Führung der Thematik und der Abgrenzung auf die wichtigsten Standpunkte erstellt. Doch wer hat sich noch nicht irgendwie bei einer solchen Erhebung nicht verstanden gefühlt? Dieses Problem, das seit den 80ern auch unter den Sozialforschern selbst immer kritischer betrachtet wurde, hängt mit dem Phänomen der Individualität zusammen: Kann man auf eine derart vorstrukturierte Weise noch Wahrheit ermitteln, oder übergeht man wichtige persönliche Aspekte zugunsten der Handhabbarkeit, schafft man somit also eine allgemeine Aussage, welche sich in der Welt so nicht wiederfinden läßt? Wie steht es also mit der Lebensnähe und der Verwertbarkeit solcher Erhebungen?

 Die Auswertung im Sinne von Statistiken ist sehr beliebt. Bunte Grafiken sind heutzutage gang und gebe in jeder renomierten Zeitschrift, im Fernsehen und ebenso in der Fachliteratur. Doch die Ermittlung der Daten ist oft nicht einsichtig, manches mal völlig schleierhaft. Ob man solchen Statistiken trauen darf, ist eine berechtigte Frage, denn ob jeder Statistiker genügend Verantwortungsbewustsein und Pflichtgefühl dabei aufbringt, Menschen mit meinungsfördernden Daten zu füttern, ist tatsächlich längst gegen diesen Fakt bewiesen. Oft ist das Interesse des Auftraggebers entscheidender. Man denke an die Werbung, bei der es stets darum geht, das Rennen zu machen. Informationen, welche dort verbreitet werden, müssen nicht einmal falsch sein, doch können sie im Kontext als einzig wichtig erscheinen gegenüber erheblich wichtigeren Informationen, welche bei der Erhebung oder der Auswertung unterschlagen wurden. Durch die Einprägsamkeit und den schnell verinnerlichten Status der Allgemeingültigkeit von Statistiken bekommen solche Fragen ein großes ethisches Gewicht, wie es durch Einzelinterviews nicht so einfach der Fall ist. Desweiteren bleibt das sich Stützen auf den Durchschnittswert ebenfalls oft eine Glaubenssache für den Informierten. Durchschnitt ist nicht gleich Durchschnitt, sondern manchmal nur das Mittel völlig extremer Aussagen. Und vieleicht haben Personen nur der Eile wegen, oder da sie die Fragen nicht richtig verstanden, sie keine passende Antwort fanden, ihnen die Antwort in den Mund gelegt wurde, also durch Einwirkung über den Fragebogen oder den Fragenden suggeriert wurde etc., einfach irgendetwas angegeben, das sie schon kurz darauf oder in einem anderen Zusammenhang nie gesagt haben wollten. Die Kritik kann beinahe endlos weitergeführt werden und wird dieses durchaus auch wehement, in der Bevölkerung, wie auch in der Forschung selbst. Das Spiel mit den Zahlen bleibt ein fragliches. Also wandte sich ein großer Teil der Sozialforscher in den 80ern einem anderen Erhebungsvorgehen zu.

3 Qualitative Sozialforschung

3.1 Die Entstehungsgeschichte

Philipp Mayring, einer der Hauptvertreter im deutschen Raum, bezeichnet die Wende zur qualitativen Sozialforschung als eine tiefgreifende Veränderung der Sozialwissenschaften in diesem Jahrhundert. Diesen Prozeß weist er vor allem den Soziologen (Ch. Hopf & E. Weingarten 1979; S. Lamnek 1988, 1989; W. Spöhring 1989) und Erziehungswissenschaftlern (P. Zedler & H. Moser 1983; Th. Heinze 1987) zu. Sie beklagten sich über die Kategorisierung des Erhebungsobjektes und wollten die Personen wieder zu Wort kommen lassen. Das qualitative Denken in der Sozialforschung sei wieder gefragt.

 Als Begründer des qualitativen Denkens wird gerne bereits Platons Schüler Aristoteles (384-322 v.Chr.) angeführt, welcher die Dinge in ihrem Entstehen und Werden nicht nur oberflächlich erfassen, sondern aufgrund ihrer historischen Entwicklung und ihres inneren Antriebes eindeutige Beweisführung betreiben wollte. Eine solche Haltung läßt sich allerdings schon in Sokrates, Platons Lehrer, entdecken. Und sicher gab es auch davor schon Denker, welche den Anspruch Aristoteles auf ihre Weise vertraten. Die Idee der qualitativen Forschung ist also nichts neues. Daß sie sich in Deutschland erst so spät wieder behaupten konnte läßt sich nur historisch erklären.

 Aristoteles gilt als Vertreter einer Haltung, welche auf das Erfaßbare und durch Regelmäßigkeit als gesetzmäßig Feststellbare aus ist. Darin liegt der praktische Bezug für den Menschen, der, durch seine Subjektivität bedingt, solche Richtlinien benötigt, um sich in dem ihn umgebenden Chaos orientieren zu können. In diesem Punkte zieht Aristoteles im Grunde mit den Sophisten Protagoras und Gorgias gleich, deren Lehren er allerdings verurteilte. In seiner Haltung zeigt sich sowohl der Hang zur genaueren Untersuchung als auch zur Unterschlagung der Ausnahme zugunsten der Allgemeingültigkeit. Diese Allgemeingültigkeit ordnete er allerdings nur eingeschränkten Geltungsbereichen zu. Ihm lag schlußfolgernd eher eine Mischform der quantitativen und der qualitativen Forschung nahe. Wer sich in den Texten des antiken Griechenland nicht auskennt, sollte also besser eine Zuordnung Aristoteles zu einer der beiden Methoden vermeiden.

 Das durch Galileo Galilei (1564-1642) neu vertretene Denken, daß sich alles auf allgemeine Naturgesetze reduzieren ließe, löste nach Ansicht einiger Sozialforscher Aristoteles Einfluß ab und blieb bis in das zwanzigste Jahrhundert erhalten. Auch bei Galilei muß vorsichtig gewaltet werden. Zunächst suchten schon die ionischen Naturphilosophen seit dem 8. Jhd. v.Chr. nach der Reduzierung allen Lebens auf den im Wasser enthaltenen Urstoff Hyle, aus dem sich alles kombiniert habe, und gründeten dabei bereits die Theorie von den Atomen, der Entstehung des Lebens im Wasser und der Allgemeingültigkeit von Naturgesetzen. Auch suchte Galilei in seinem Wissensdrang nicht hauptrangig nach einer Orientierung für den Menschen, sondern nach dem Geheimnis des Unbekannten. Er wollte also nicht ausschließlich Regelmäßiges für die Handhabbarkeit, sondern eine Möglichkeit der Beschreibung von Gegebenem. Dabei schloß er auch den Einzelfall nicht aus seiner Betrachtung aus, denn auch dieser folgt einem Gesetz. Daß er also nach allgemeinen Naturgesetzen suchte, bedeutet nicht gleich die Verallgemeinerung von Tatbeständen und somit einen Widerspruch zu Aristoteles, sondern schlicht einen anderen Ansatz. Auch hierbei sollte sich der Laie zunächst ein eigenes Bild von Galileis Gedankengut schaffen, bevor er sein Denken einer der beiden Varianten der Sozialforschung zuweist.

 Über die letzten zwei Jahrhunderte hinweg gab es zunehmend eine größere Anzahl von Denkansätzen, welche sich alle vor der Öffentlichkeit vertreten ließen, doch setzte sich die quantitative Denkweise weiterhin durch. Das Interesse am Individuum war nicht genügend, wie die Entwicklung des deutschen Staates hinreichend belegt. Im 19. Jhd. herrschte die konservative Grundhaltung vor, welche dem Willen des Einzelnen nur wenig Raum lies. Der Versuch der Weimarer Republik, die Monarchie abzulösen, endete im Faschismus. In der Nachkriegszeit galt die politische und ökonomische Emanzipation als vorrangig. So war kein Platz für das qualitative Denken. Der Durchbruch kam erst nach dem radikalen Gesinnungswechsel in den 70ern.

 Amerika spielte dabei wieder einmal den Vorreiter. Doch auch dort wurde erst in den 70ern die qualitative Sozialforschung nicht mehr niederwertig gegenüber der quantitativen Sozialforschung behandelt. Dies liegt zum einen an der materialistischen Grundhaltung des "American Way Of Life", wobei Leistungen grundsätzlich als meßbar gelten. Bereits in den ersten Schulwochen werden die Kinder Tests ausgesetzt. Die Test-Manie zieht sich fort bis in das Erwachsenenalter und verfolgt die Amerikaner bei Einstellungstests, Leistungskontrollen und so fort. Mehrere Millionen Tests jährlich werden von Amerika aus in aller Welt durchgeführt. Dabei war die Ausrichtung der amerikanischen Sozialforschung seit Anbeginn sehr breit gefächert. Bereits in den dreißigern führte Kurt Lewin, ein jüdischer Deutscher, der seine Theorien während der angespannten Vorkriegszeit an der Universität Berlin mit seinen StudentInnen entwickelte und später nach Amerika immigrierte, dort Gruppendiskussionen im Rahmen der Feldforschung durch, dessen Namen er aus der Physik entnahm. Seine Ansätze sind vielerlei kopiert und verfremdet und schließlich nach Deutschland zurück exportiert worden.

3.2 Das Vorgehen in Methodik und Schrittfolge

 Das Vorgehen ist abhängig von der Zielsetzung und dem Erhebungsaum. Mayring unterscheidet fünf Verfahrensklassen:

3.2.1 Das Forschungsdesign

 Allen Methoden ist gemein, daß sie sich nicht mit der Abfrage von Daten begnügen, also vorgefertigte Theorien verfolgen, sondern detailiertes erfahren wollen. Die quantitative Forschung kann dabei als Hilfsmittel oder Basis der Frageentstehung ihre Rolle spielen, jedoch können verdichtete und vorformulierte Ansätze bei der qualitativen Sozialforschung nur für die "infrastrukturelle" Orientierung zweckmäßig verwendet werden, konkrete Ergebnisse sind nur durch das direkte Herangehen an kleine Gruppen bis zu Einzelpersonen möglich.

3.2.2 Die Erhebungsverfahren

Wie Daten erhoben werden können und sollen, ist bereits durch die Wahl eines Forschungsdesigns grob umrissen. Konkret bleibt die Auswahl doch genügend flexibel. Die Erhebungsverfahren lassen sich in drei Kategorien gliedern:

3.2.3 Analytische Verfahren (mit integrierter Erhebung)

Die Art der Auswertung hängt sehr davon ab, welche Ergebnisform erwünscht ist. Es werden ein paar Beispieltypen aufgeführt:

3.2.4 Analyse (nach der Erhebung oder anhand fremden Textmaterials)

 Alles in allem zeigt sich, daß die aufgeführten Methoden in ihrer Differenziertheit ebenfalls nur eine Übergruppe bilden. Jede dieser Methoden hat ihre eigene Geschichte und ihre eigenen interstrukturellen Differenzierungen, deren Ausführung den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen würde. Es soll auch vermerkt sein, daß diese Methoden sich im Einzelnen bewährt haben, aber zudem auch als Anregung für eigene Mixturen dieser Verfahren dienen sollen. Inwieweit bei der Forschung noch differenziert werden muß, soll das folgende Ablauf-Beispiel verdeutlichen.

3.3 Differenzierung eines Ablaufes anhand des qualitativen Interviews

 Die Wahl liegt beim Interviewer, denn er muß anhand des Themas und seiner Fragestellung ermitteln, welches Vorgehen am geeignetsten ist. Einige Interview-Typen werden im Anhang aufgeführt.
4 Abschließend

Der besondere Stellenwert und die unterschiedliche Betrachtung des Forschungsobjektes, sowie die Vielzahl der Methoden und ihrer oft wagen Untergliederungen lassen in diesem Aufsatz nur einen Abriß qualitativer Sozialforschung zu. Zu erkennen ist, daß sie in ihrer Betrachtung des Gegenstandes mehr um das hintergründige Wissen bemüht ist. Desweiteren läßt sich erkennen, daß dieses Verfahren keine Wundermethode ist, denn der Gegenstand der Betrachtung ist nicht einfach zu analysieren und verlangt viel Können, Erfahrung und Geschick vom Forschenden. Übung ist hier also ein notgedrungener Begleiter, der von Fragestellung zu Fragestellung wieder ganz von neuem seinen Stellenwert beweisen kann. Anhand der Genauigkeit des Vorgehens entscheidet sich bereits erheblich die Qualität des Ergebnisses. Verrechnungen von Datenmaterial oder leichtfertiges wegfallen lassen können Aussagen erheblich mehr als bei der quantitativen Methodik verzerren. Dabei nun typische, also doch wieder allgemeingültige Aussagen herauszufiltern, ist eine hohe Kunst, denn jene Aussagen ergeben sich nicht mathematisch und durch die hohe Anzahl der Testpersonen. Das Geschick der korrekten Deutung bedeutet also auch ein gutes Vorwissen über Erhebungen ähnlicher Art, den Menschen allgemein, benötigt ebenso den Austausch unter Kollegen, um nicht mit der eigenen Ansicht fehl zu schlagen. Im Anhang werden noch ein paar Tips für die eigene Kontrolle gegeben.
 
Anhang

A Hilfreiches zur Kontrolle der Qualität der Forschung (Mayring)

Datenaufbereitung Auswertung Einzelfallanalyse
B Interviewtypen (Handbuch Qualitative Sozialforschung)

Teilstandardisierte Interviews

Sie werden häufiger auch als teilstrukturierte, semistrukturierte oder auch Leitfaden-Interviews bezeichnet. Diese Interviews können im Einzelfall sehr unterschiedlich sein: Sie können sich über mehrere Termine hinziehen, in ihren Frage- oder Themenvorgaben - dem Gesprächsleitfaden - sehr ausführlich oder sehr knapp sein, den Befragenden weitgehende Freiheiten in der Gestaltung der Frageformulierungen, der Frageabfolge oder Streichung von Fragen konzedieren oder nicht u. a. Entscheidend für die Abgrenzung zu standardisierten Interviews ist, daß es im Interview keine Antwortvorgaben gibt und daß die Befragten ihre Ansichten und Erfahrungen frei artikulieren können. In der Regel werden die Intervie-werinnen und Interviewer bei teilstandardisierten - auch bei relativ stark strukturierten Interviews zugleich dazu aufgefordert, die im Leitfaden vorgegebenen Fragen nach eigenem Ermessen und nach Einschätzung des theoretischen Anliegens der jeweiligen Studie durch klärende Nachfragen zu ergänzen und Gesichtspunkte aufzugreifen, die von den Befragten unabhängig vom Gesprächsleitfaden in die Interviewsituation eingebracht werden, sofern diese im Fragekontext der Untersuchung als bedeutsam erscheinen (vgl. zu Problemen hierbei u. a. Hopf, 1978; Hoffmann-Riem, 1980, S. 357 ff.; Schumann et al., 1982, S. 43 ff.).

 Einzelne Varianten teilstandardisierter Interviews sind unter anderem: Struktur- oder Dilemma-Interviews, klinische Interviews, biographische Interviews oder problemzentrierte Interviews.

 Neben den hier aufgelisteten Typen mehr oder weniger strukturierter teilstandardisierter Interviews gibt es noch weitere Varianten teilstandardisierter Interviews. Zu ihnen gehören beispielsweise auch die von J. Spradley (1979) ausführlicher beschriebenen "ethnographischen Interviews" (vgl. hierzu auch Spöhring, 1989), die im Rahmen ethnographischer Studien mit Informanten/Experten der jeweils analysierten Kulturen durchgeführt werden.

Nicht standardisierte Interviews

 
Literatur

Arbeitskreis Qualitative Sozialforschung: "Verführung zum qualitativen Forschen - Eine Methodenauswahl", WUV-Universitätsverlag, Wien 1994

Flick, Uwe; v. Kardoff, Ernst; Keupp, Heiner; v. Rosenstiel, Lutz und Wolff, Stephan: "Handbuch Qualitative Sozialforschung", Psychologie Verlags Union, München 1991

Heinze, Thomas: "Qualitative Sozialforschung - Erfahrungen, Probleme und Perspektiven", Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen 1992

Mayring, Philipp: "Einführung in die qualitative Sozialforschung", Psychologie Verlags Union, 1990

Psychologie Verlags Union: "Die Feldtheorie und Kurt Lewin - Eine Einführung", Weinheim 1996