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Inhaltsverzeichnis (Gliederung)
 

1.0 Einleitung

1.1 Der historischer Wechsel zwischen neoklassischer und keynesianischer Theorie
 
 
2.0 Arbeitslosigkeit (Deffinitionsgrundlagen) 2.1 Freiwillige und unfreiwillige Arbeitslosigkeit

2.2 Ursachen und Formen der Arbeitslosigkeit

 
 

3.0 Neoklassik 3.1 Das neoklassische Model in Bezug auf die Beschäftigung

3.2 Definition: Klassische Arbeitslosigkeit

3.3 Ursachen der Arbeitslosigkeit nach der neoklassischen Theorie

 
 

4.0 Keynesianismus 4.1 Das keynesianische Model in Bezug auf die Beschäftigung

4.2 Definition: Keynesianische Arbeitslosigkeit

4.3 Ursachen der Arbeitslosigkeit nach der keynesianischen Theorie

4.4 Versickerungseffekte, Keynes Kritik am Say’schem Theorem

4.5 Kritische Zusammenfassung der keynesianische Theorie (Beschäftigung)

 
 

5.0 Geschäftsbericht der deutschen Bundesbank (1994) 5.1 Arbeitslosigkeit aus der Sicht der Bundesbank

5.2 Strukturelle Arbeitslosigkeit

5.3 Umstrukturierung des sozialen Netzes und der Öffnungszeiten im Handel

5.4 Löhne, Lohnzusatzkosten und Abgaben

5.5 Lösungsvorschläge zur Lohnproblematik

5.6 Geldpolitik
 

6.0 Aussichten   1.0 Einleitung

In der Makroökonomischen Theorie gibt es eine Vielzahl von Modellen. Durch Abstraktion der Wirklichkeit sollen einzelne Faktoren herausgearbeitet werden um bestimmte Probleme zu lösen. Keine von den teilweise überlappenden oder konkurrierenden Theorien können sichere globale Lösungen bieten.

Thema dieser Arbeit ist die Darstellung der unterschiedlichen Deutungsmuster für das Entstehen von Arbeitslosigkeit unter Berücksichtigung der neoklassischen und keynesianischen Theorie der Beschäftigung. Wirtschaftspolitische Konzepte für einen hohen Stand der Beschäftigung sollen in dieser Arbeit diskutiert werden. Im zweiten Teil der Arbeit werden die Empfehlungen zur Arbeitspolitik der deutschen Bundesbank, hinsichtlich der Analyse des Arbeitsmarktes (Geschäftsbericht 1994) diskutiert.

 
1.1 Der historische Wechsel zwischen neoklassischer und keynesianischer Theorie

Durch die Weltwirtschaftskrise 1929 wurden die Grundfesten des Wirtschaftssystems stark angeschlagen. Die selbstregulierenden Kräfte des Marktes, nach der neoklassischen Theorie, konnten die Krise nicht unterbinden. Dieser unbefriedigende Zustand veranlaßte Praktiker und Theoretiker über die neoklassische Theorie kritisch nachzudenken. Im Jahre 1936 verfaßte Keynes ein bedeutendes Buch (Keynes 1936) indem er die Störanfälligkeit von Marktsystemen hervorhebt und den daraus resultierenden Investitionsbedarf nahelegt. Obwohl zu dieser Zeit immer noch die neoklassische Theorie, in den entscheidenden Kreisen der Wirtschaft, die dominierende Rolle spielt, konnten die Ansätze Keynes nicht zur Seite geschoben werden. Keynes war einer der führenden zeitgenössischen Ökonomen Englands, zudem sprach die langanhaltende Rezession (1929 - 1936) für eine Berücksichtigung seiner Theorie. So konnte sich die keynesianische Theorie, als eine zu beachtenden Alternative der Wirtschaftspolitik und Wirtschaftstheorie, hervorheben.

Ausgehend von Keynes Theorien, wurden erstmals in Amerika und England gesetzliche Grundlagen zur Erreichung hohen Beschäftigungsniveaus geschaffen. Nach dem "goldenen Zeitalter" der fünfziger und sechziger Jahre, welche durch einen hohen Stand der Beschäftigung und hohem Wirtschaftswachstum gekennzeichnet waren, kehrte der normale Konjunkturzyklus, der wegen der Sondersituation der Nachkriegsjahre nicht eintrat, zurück. Die konjunkturelle Abschwächung (1967 / 68), der Zusammenbruch des Weltwährungssystems (Bretton Woods) und der Ölschock von 1974 leiteten die erste große Nachkriegsrezession von 1975 ein. Gerade hier wäre Handlungsbedarf nach der keynesianischen Theorie angebracht gewesen, doch überzogene Behauptungen und Versprechungen während der sechziger Jahre, wirkten sich auf die Glaubwürdigkeit der keynesianischen Anhänger negativ aus. Viele "Keynesianer" stellten die Beschäftigungsfrage in den Vordergrund und bagatellisierten die Inflationsproblematik. Dies nahmen die Anhänger der neoklassischen Theorie als Angriffspunkt gegen die "Keynesianer" und erzielten damit eine große Publizitätswirkung. Die Inflationsbekämpfung wurde zum zentralen Ziel der Wirtschaftspolitik erklärt, und stellte so wieder die Wende zum neoklassischen Ansatz dar.
 

2.0 Arbeitslosigkeit (Deffinitionsgrundlagen)

2.1 Freiwillige und unfreiwillige Arbeitslosigkeit

Die Erwerbsarbeit der selbständigen und unselbständigen Personen werden gegenübergestellt. Studenten ohne Nebenberuf, Hausfrauen (bzw. Hausmänner), wirtschaftlich Unabhängige und Pensionisten werden als freiwillig Arbeitslose bezeichnet. Diese Personen stellen kein ökonomisches und soziales Problem dar und werden als nicht arbeitslos erfaßt.

Die neoklassische Theorie, von der allgemeinen Gleichgewichtstheorie ausgehend, begründet die freiwillige "natürliche" Arbeitslosigkeit damit, daß diese Arbeitslosen nicht zum herrschenden Reallohn arbeiten wollen.

Nach Keynes besteht in Zeiten mangelnder Güternachfrage eine ungenügende Arbeitsnachfrage. Diese Arbeitslosigkeit ist unfreiwilliger Natur, denn die arbeitslosen Personen wäre bereit, zum herrschenden Lohn (oder zu einem etwas niedrigen), Arbeit anzunehmen.

 

2.2 Ursachen und Formen der Arbeitslosigkeit

Unterschieden wird häufig zwischen friktioneller, saisonaler, verdeckter, nachfragebedingter und struktureller Arbeitslosigkeit.

Die friktionelle Arbeitslosigkeit ist kurzfristiger Natur. Sie entsteht nach dem Arbeitsplatzverlust, hervorgerufen durch die Suche eines neuen Arbeitsplatzes und den damit verbundenen Informationsbeschaffungen. Die Theorie der Sucharbeitslosigkeit vermag zu belegen, daß ein gewisser Anteil der Angebotsüberschüsse am Arbeitsmarkt durch das Bestehen unvollständiger Information und dadurch ausgelöste Suchaktivität bedingt sein kann. Dieser Anteil entspricht etwa dem, den man auch als friktionelle Arbeitslosigkeit bezeichnet.

Saisonale Arbeitslosigkeit ist ebenfalls kurzfristiger Natur. Diese Form der Arbeitslosigkeit resultiert aus saisonbedingter Produktion, wie sie in der Land- und Forstwirtschaft, in der Bauindustrie und im Fremdenverkehr auftritt.

Unter verdeckter Arbeitslosigkeit versteht man die Arbeitslosigkeit, die auf einer Überbesetzung der Arbeitsplätze basiert, wie dies beispielsweise in der ehemaligen DDR der fall war. Wirtschaftlich wird die versteckte Arbeitslosigkeit durch geringe Reallöhne, Verzicht auf Modernisierungsinvestition, Zerstörung der natürlichen Umwelt und den Zerfall der Städte finanziert.

Bei der nachfragebedingten Arbeitslosigkeit ist die Nachfrage am Arbeitsmarkt zu gering (keynesianische Arbeitslosigkeit). Diese Form der Arbeitslosigkeit betrifft die meisten Wirtschaftszweige und Berufe. Die nachfragebedingte Arbeitslosigkeit stellt als konjunkturelle Arbeitslosigkeit ein mittelfristiges und, unter der Voraussetzung der stagnierenden (bzw. langsamen) wachsenden Wirtschaft, ein langfristiges Problem dar. Zudem ist die verdeckte Arbeitslosigkeit ein Teil der nachfragebedingten Arbeitslosigkeit. Statistisch wird sie, nach Kurzarbeitern, beruflicher Weiterbildung, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder Frühverrentung, gesondert erfaßt.

Bei der strukturellen Arbeitslosigkeit bestehen Abweichungen des Arbeitsangebotes und der Arbeitsnachfrage hinsichtlich der Qualifikation und der örtlichen Nachfrage. Obwohl genügend Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, ist es möglich daß Angebot und Nachfrage nicht aufeinander treffen. Hervorgerufen wird dies durch technologische Änderungen, Nachfrageänderungen oder durch falsche Ausbildungswege. Hält dieser Zustand länger an, so spricht man von struktureller Arbeitslosigkeit.

 

3.0 Neoklassik

3.1 Das neoklassische Model in Bezug auf die Beschäftigung

Das neoklassische Modell unterteilt die Volkswirtschaft in drei Märkte: Arbeits- ,Kapital- und Geldmarkt. In der Realität wird von einer Vielzahl von kleineren Unternehmen ausgegangen. Bei der Analyse der wirtschaftlichen Realität wird der Gleichgewichtsgedanke verwendet. Als vorrangiges Ziel der Unternehmen ist die Gewinnmaximierung zu sehen.

Aufstellung einer Makroökonomischen Produktionsfunktion:

Y = f (A, K)

Y: (reales Brutto-) Sozialprodukt

A: Faktor Arbeit

K: Kapitalstock

Aus der Produktionsfunktion wird nun die Arbeitsnachfragefunktion unter der Bedingung der Gewinnmaximierung hergeleitet.

G = Pf ( A, K0) -w A -q K0

w: Geldlohnsatz pro Arbeitsstunde

q: Kapitalkosten pro Kapitaleinheit

K0: konstant (kurzfristig), bei unveränderter Technologie

dqY / dqA = dq f(A, K0) / dqA = (W / P)

Wird A in der Produktionsfunktion als Arbeitsnachfrage (Ad) interpretiert, so kann die obenstehende Gleichung als Arbeitsnachfragefunktion dargestellt werden.

dqY / dqAd = W / P

Bei der Angebotsfunktion besteht zwischen Arbeitsangebot und Reallohnsatz folgende Beziehung:

As = As (W / P)

As: Arbeitsangebot

Die Reallöhne stellen das Verhältnis zwischen den Nominallohnsätzen und den Güterpreisen dar.
 

3.2 Definition: Klassische Arbeitslosigkeit

Klassische Arbeitslosigkeit liegt vor, wenn bei einem gegebenen Bestand an den zur Arbeit komplementären Faktoren Real- und Humankapital das Niveau des Produzentenreallohns (Bruttolohnkosten für den Arbeitgeber deflationiert mit dem für ihn relevanten Güterpreisindex) relativ zum Grenzprodukt der Arbeit bei Vollbeschäftigung zu hoch ist.
 

3.3 Ursachen der Arbeitslosigkeit nach der neoklassischen Theorie

Da der Neoklassik die Theorie der Wahlhandlung zugrundeliegt, versuchen die Haushalte ihren Nutzen und die Unternehmen ihren Gewinn zu maximieren. Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage treffen auf dem Arbeitsmarkt bei einem "normalen" Gleichgewichtszustand bei "richtigen" Preisen aufeinander, so daß der Markt geräumt wird. Der Gleichgewichtszustand bezeichnet einen Markt, auf dem keine Änderungswünsche vorhanden sind. Nach diesem System herrscht also, ohne exogene Einflüsse und Störungen, Vollbeschäftigung. Auch kann das System nur zur Erklärung von freiwilliger (bzw. natürlicher) Arbeitslosigkeit herangezogen werden: Die Arbeitslosen sind nicht bereit zum angebotenen Lohn zu arbeiten. Den Zielkonflikt zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation sehen die Neoklassiker als kurzfristig an. Letztlich setzt sich nur die von den Arbeitnehmern gewollte Arbeitslosigkeit durch.

 Abbildung 1 Abbildung 2
 

zu Abbildung 1: Darstellung einer Produktionsfunktion

zu Abbildung 2: Das Arbeitsangebot ist eine steigende Funktion des Reallohns. Die Nachfrage ist, entsprechend der Grenzproduktivität der Arbeit und des Kapitals, eine fallende Funktion des Reallohns.

Auch die friktionelle Arbeitslosigkeit (vgl. 2.2) findet im neoklassischem Theorienkomplex ihren Platz.

Der neoklassische Ansatz betont die Angebotsseite. Sinkende Reallöhne führen zu sinkenden Kosten, welche einen sinkenden Preis der Güter bzw. steigende Gewinne der Unternehmen verursachen. Deshalb steigt die reale Kaufkraft und führt zu einer Nachfragesteigerung bei Investitions- und Konsumgütern und somit zu einem höheren Beschäftigungsgrad.

Arbeitslosigkeit ist, aus der Sicht der Unternehmen, hauptsächlich durch zu hohe Reallöhne bedingt. Die Reallöhne erhöhen sich durch steigende Nominallöhne und (oder) fallende Preise. Dabei spielen auch die Rohstoffpreise eine Rolle. Erhöhte Rohstoffpreise, am Beispiel der Ölpreise, veranlaßte die Gewerkschaften zu höheren Lohnforderungen und somit zu steigenden Reallöhnen, die Folge war ein abnehmendes Arbeitsangebot.

Manche Empfehlungen nutzen dem Ziel der Senkung der Arbeitslosenquote wenig oder schaden ihm möglicherweise. Hierzu gehören die häufig vorgetragenen Vorschläge das Lohnniveau zu senken. Diese Vorschläge vergleichen den Arbeitsmarkt mit einem Ein-Produkt-Markt: Übersteigt das Angebot die Nachfrage, so muß der Preis gesenkt werden. Dann würde das Angebot zurückgehen, die Nachfrage steigen und der Markt wäre ausgeglichen. Dieser Mechanismus funktioniert bei einem gesamtwirtschaftlichen Arbeitsmarkt nicht. Der Grund hierfür ist nicht das besondere Gut Arbeit, sondern vielmehr der gesamtwirtschaftliche Markt als ein makroökonomisches Phänomen. Hier läßt sich die Arbeitsnachfrage nicht auf einer vorgegebenen Nachfragekurve abbilden, da sie auf Veränderungen am Arbeitsmarkt selbst reagiert. Würde also das Lohnniveau gesenkt werden, dann ginge die Massenkaufkraft zurück. Die Unternehmer müßten mit weniger Konsumgüternachfrage rechnen und deshalb auch weniger produzieren. Durch die geminderte Produktion würden Arbeitsplätze abgebaut werden und die Kaufkraft gäbe noch weiter nach. Steigende Gewinne bei nicht ausgelasteten Kapazitäten führen also nicht zu Erweiterungsinvestitionen, sondern höchstens zu Rationalitätsinvestitionen, wodurch mittelfristig wieder Arbeitsplätze abgebaut werden. Vertreter des Kaufarguments sehen in sinkenden Löhnen die Ursachen für Einkommens- und Nachfragesenkungen und somit Beschäftigungssenkungen.

Anstelle einer solchen defensiven Strategie sind in erster Linie offensive Schritte einzuleiten: Förderung der Innovationsfähigkeit und -freudigkeit der Unternehmen durch steuerliche Anreize, durch Förderung der Informationsflüsse, durch Förderung der Investitionstätigkeit durch beschäftigungsadäquate Geldpolitik, durch steuerliche Entlastung der Sachinvestitionen bei gleichzeitiger Mehrbelastung von Finanzinvestitionen und durch verläßliche staatliche Rahmenbedingungen (Verzicht auf hektischen Konsolidierungsaktionismus mitten in der Rezession).

Die Innovationsfähigkeit der Unternehmen muß durch steuerliche Anreize gefördert werden. Auch müßten Sachinvestitionen steuerlich entlastete und Finanzinvestitionen mehr belastet werden. Es gilt des weiteren die Arbeitskosten zu verringern und statt dessen den Einsatz von Ressourcen und Energie zu versteuern. Die Arbeitszeitverkürzung bei gleichzeitiger Entkopplung von individueller Arbeit und Betriebsarbeitszeit muß fortgesetzt werden. Durch den Umbau des Steuer- und Abgabensystems sollten die niedrigen Einkommensklassen von Steuern und Sozialabgaben entlastet werden, eventuell könnte sogar bei einzelnen niedrigen Einkommensklassen das Nettoeinkommen über dem Bruttoeinkommen liegen.

Die Unternehmen fragen nur Arbeitskräfte nach, wenn es ihnen rentabel erscheint. Ausschlaggebend für das Nachfrageverhalten der Unternehmen sind die Lohnkosten pro Arbeitsstunde, die Arbeitsproduktivität und die Güterpreise. Zudem ist für das Nachfrageverhalten der Unternehmen nach Arbeitskräften die Grenzproduktivität des Kapitals von Bedeutung.

 

4.0 Keynesianismus

4.1 Das keynesianische Modell in Bezug auf die Beschäftigung

Die keynesianische Theorie geht von Transaktionen aus, auch wenn ein Ungleichgewicht auf den Märkten Vorhanden ist. Die Volkswirtschaft wird in vier Märkte unterteilt: Güter-, Geld-, Kapital- und Arbeitsmarkt. Nach dem keynesianischen Ansatz reagiere Mengen schneller als Preise, aus diesem Grund werden keynesianische Erklärungsansätze als fix-price Modelle bezeichnet.Auf den Märkten herrscht eine Tendenz zum Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung, welche durch Eingriffe beseitigt werden soll.Das Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung wird durch mangelnde Flexibilität der Preise und Löhne nach unten hin erklärt.

 
Wie bei der neoklassischen Theorie wird die Arbeits-Nachfragefunktion, bei dem Unternehmensziel der Gewinnmaximierung, wie folgt dargestellt:

dqY / dq A = w / p

Die Arbeits-Angebotsfunktion geht von der Überlegung aus, daß die Arbeitnehmer unter einem bestimmten Geldlohnsatz w0 nicht bereit sind zu arbeiten. Deshalb ist die Arbeits-Angebotsfunktion zwischen dem Wert w0 und der Vollbeschäftigungsgrenze Af als vollkommen elastisch anzusehen.

w = w0

Das gesamtwirtschaftliche Güterangebot YS ist von der Produktionsfunktion und dem jeweiligem Reallohnsatz abhängig.

YS = f (Ad, K0)

 

4.2 Definition: Keynesianische Arbeitslosigkeit

Keynesianische Arbeitslosigkeit liegt vor, wenn die Güteranbieter aufgrund eines gesamtwirtschaftlichen Nachfragemangels rationiert werden und deshalb simultan, bei einem eigentlich vollbeschäftigungskonformen Reallohn, die Arbeitsanbieter auf dem Arbeitsmarkt rationiert werden. Ein derartiger Nachfragemangel kann nur dann entstehen, wenn das Say’sche Theorem (Punkt 4.5) zumindest zeitweise nicht gilt, und daher etwa ein vermehrtes gesamtwirtschaftliches Sparen zu einem Nachfrageausfall führt, da die Investitionen nicht unmittelbar in gleichem Umfang steigen. Bei zinselastischen Investitionen ist dies nur dann der Fall, wenn die realen Zinsen wie in der Liquiditätsfalle nach unten inflexibel sind. Keynesianische Arbeitslosigkeit hat daher ihre Ursache vor allem in der Unvollkommenheit auf den Kapitalmärkten.

4.3 Ursachen der Arbeitslosigkeit nach der keynesianischen Theorie

Die "Keynesianer" sehen die Ursache der Arbeitslosigkeit in den Absatzschwierigkeiten der Unternehmen auf den Gütermärkten. Aus der Absatzproblematik resultieren Produktionseinschränkungen, welche sich auf dem Arbeitsmarkt durch ein geringes Angebot von Arbeit bemerkbar machen. Durch Nachfrage des Staates, welche defizitär finanziert werden muß, soll der private Nachfragemangel ausgeglichen werden um so effektiv gegen Arbeitslosigkeit vorzugehen.

 

Abbildung 3

zu Abbildung 3: Die Abbildung veranschaulicht die Besonderheit des keynesianischen Modells, bei einem Gleichgewicht des Güter-, Geld- und Kapitalmarktes, die Unterbeschäftigung darzustellen. Die von der Produktionsfunktion abgeleitete Arbeitsnachfrage A* muß nicht mit dem bei Vollbeschäftigung erreichten Punkt AF übereinstimmen. Die Differenz zwischen A* und AF beschreibt den Umfang der unfreiwilligen Arbeitslosigkeit, bei dem die Arbeitnehmer bereit sind zu arbeiten, jedoch nicht nachgefragt werden.

 

 

4.4 Versickerungseffekte, Keynes Kritik am Say’schem Theorem

Das Say’sche Theorem wird von Keynes kritisiert, da auf Grund von Mängeln auf dem Kapitalmarkt die Nachfrage versickert.

Folgende Gründe sind für den Versickerungseffekt ausschlaggebend:

1) Ersparnisse werden nicht auf dem Kapitalmarkt angeboten.

2) Aus spekulativen Gründen wird in Zeiten der unsicheren Kursentwicklung das Geld gehalten (Liquiditätsfalle). Das Geld wird in der Kasse zurück gehalten, da die Zinsverluste geringer sind als die zu erwartenden Kursverluste.

3) Unternehmungen sind wegen Absatzschwierigkeiten auf den Gütermärkten, selbst bei sinkenden Zinssätzen, nicht mehr bereit im Ausmaß der Mehrersparnis zu investieren. Die sinkenden Zinsen werden durch den Anstieg der Ersparnisse verursacht. Aufgrund einer Mindernachfrage nach Konsumgütern kommt es zu einer Zunahme der Ersparnisse. Es kann jedoch nicht damit gerechnet werden, daß die verminderte Konsumgüternachfrage eine erhöhte Investitionsgüternachfrage nach sich zieht. Deshalb kann auch nicht mit einer Beschäftigung, der durch Nachfragemangel freigesetzten Arbeitskräfte des Konsumgüterbereichs, im Investitionsgüterbereich gerechnet werden. Die Produktionskapazitäten sind durch den Nachfragemangel unausgelastet. Investitionen sind unrentabel. Hinzu kommt, in einer Situation des verschärften Wettbewerbs, der Umstand Kostensenkungen an die Güterpreise weiterzugeben. Zinssenkungen bieten somit keinen Anreiz zu Investitionen, weil sie keine Rentabilitätsverbesserungen darstellen.

 
4.5 Kritische Zusammenfassung der keynesianischen Theorie (Beschäftigung)

Pessimistische Zukunftserwartungen verhindern die Marktreaktionen. Obwohl die Güterpreise und die Nominallöhne sinken führt dieses nicht zu einer Mehrnachfrage nach Arbeit. Sinkende Güterpreise entsprechen einem Anstieg der Reallöhne. Unternehmen fragen keine zusätzlichen Arbeitskräfte nach, da sie die Gewinne nur dann erhöhen wenn die Reallöhne sinken. Nominelle Lohnsenkungen werden aufgrund des Wettbewerbs an die Güterpreise weitergegeben. Die Reallöhne sind deshalb konstant und es entsteht kein Anreiz zu Investitionen.

Ein Nachfrageausfall kann durch demographische Entwicklungen ausgelöst werden. Von besonderer Bedeutung sind dabei der gesamtwirtschaftliche Konsum, die Investitionsgüternachfrage und die Nachfrage des Staates nach Gütern und Dienstleistungen.

Die keynesianische Stagnationstheorie geht bei rückläufigen Bevölkerungszahlen von einem stagnierenden Wirtschaftswachstum aus. Dies bedeutet hohe chronische Arbeitslosigkeit. Aus der Verminderung der Gesamtbevölkerung resultieren sinkende Investitionsneigungen und gegebenenfalls, aufgrund einer verringerten Konsumneigung, eine höhere privatwirtschaftliche Sparneigung. Das "Günter-Paradoxon" beschreibt eine Steigerung der Arbeitskräfte-Konsumenten-Relation. Als Folge eines Geburtenrückganges, dem geburtenstarke Jahrgänge (Baby-Boomer) nachfolgen, steigert sich die Arbeitskräfte-Konsumenten-Relation und bewirkt einen relativen Anstieg des Arbeitskräfteangebots und führt somit zu demographischer Arbeitslosigkeit.

Gesamtwirtschaftliche Arbeitslosigkeit, aufgrund eines Nachfragemangels nach Gütern, kann durch die Neoklassik nicht begründet werden. Das Saysche Theorem besagt jedes Angebot schafft Nachfrage genau im Umfang des Angebots.Durch eine Produktionsausweitung wird eine Einkommenssteigerung in Form von Lohn- oder Gewinneinkommen erzielt. Das Einkommen wird in vollem Umfang nachfragewirksam, entweder durch den Konsum oder durch den Geld- und den Kapitalmarkt auf den die Unternehmen für ihre Investitionsgüternachfrage zurückgreifen. Voraussetzung dafür ist ein voll funktionsfähiger Geld- und Kapitalmarkt ohne Versickerungseffekte, so wird von Keynes kritisiert.

"... denn bis heute wirkt die herrschaftsförmige Ökonomie so auf die Struktur der Bedürfnisse ein, daß sie Knappheit und Not hervorbringt. Das ist der Fall, obgleich der wissenschaft-technische Fortschritt längst Überfluß für alle Menschen im Verhältnis zu ihren nicht entfremdeten Bedürfnisse erlaubte. Aber das setzte eine andere gesellschaftliche Organisation der Technik und der Anwendung ihrer ökonomischen Möglichkeiten sowie eine andere gesellschaftliche Prägung der Bedürfnisse voraus."

 

5.0 Geschäftsbericht der deutschen Bundesbank

Mit 3,7 Millionen Erwerbslosen wurde 1994 in der Bundesrepublik Deutschland ein auf die Dauer nicht mehr hinnehmbarer Stand erreicht. Die daraus resultierende fiskalische Belastung ist von den Erwerbstätigen zu tragen und stört die Grundlagen für Wirtschaftswachstum und höhere Beschäftigung.

Der folgende Text beschreibt die Analyse des Arbeitsmarktes und gibt dazu die Empfehlungen der Bundesbank kritisch wieder.
 

5.1 Arbeitslosigkeit aus der Sicht der deutschen Bundesbank

Trotz einer Ausweitung der Beschäftigung (1994 gab es 2,5 Millionen mehr Arbeitsplätze als 1980) nahm die Zahl der Arbeitsuchenden zu. Der Hintergrund der verfestigten Arbeitslosigkeit bildete die in den achtziger Jahren starke Expansion des Arbeitskräftepotentials. Die demographischen Faktoren hierfür sind: das Heranwachsen der geburtenstarken Jahrgänge ins erwerbsfähige Alter, die Zunahme der Erwerbsbeteiligung bei Frauen und der drastische Anstieg osteuropäische Spätaussiedler.

Anders als bei der keynesianischen Stagnationstheorie, wo rückläufige Bevölkerungszahlen zu stagnierendem Wirtschaftswachstum führen, läßt sich die demographische Arbeitslosigkeit mit dem "Günter-Paradoxon " (Arbeitskräfte-Konsumenten-Relation) erklären.
 

5.2 Strukturelle Arbeitslosigkeit

In den letzten Jahren setzte eine Zunahme der Beschäftigung bei einem sehr viel niedrigerem Wirtschaftswachstum ein, was zeigt daß die Beschäfftigungsschwelle deutlich gesunken ist. Im Verlauf des Aufschwungs wird mit einem Anstieg der Beschäftigung zu rechnen sein und demnach auch mit einem Rückgang der Erwerbslosigkeit. Was zurückbleiben kann ist ein hoher Sockel an Arbeitslosigkeit, der selbst bei anhaltender Belebung der wirtschaftlichen Aktivität nicht kleiner wird. Dies zeigt, daß ein Großteil der Unterbeschäftigung nicht durch einen konjunkturellen Aufschwung abgebaut werden kann, also von struktureller Natur ist.

Als Ursachen für eine anhaltend hohe strukturelle Arbeitslosigkeit nennt die Bundesbank an prominenter Stelle, daß auf dem Arbeitsmarkt in den alten Bundesländern in mehrfacher Hinsicht Angebot und Nachfrage auseinanderklaffen. Wird strukturelle Arbeitslosigkeit aus Sicht der neoklassischen Wirtschaftstheorie gesehen, so ist sie im weiteren Sinne immer auf Störungen der Ausgleichsmechanismen von Märkten zurückzuführen.Zu suchen sind diese Störungen entweder auf dem Arbeitsmarkt selbst, wo zu hohe Mindestlöhne oder eine nicht mehr marktgerechte Lohnstruktur die Arbeitskräftenachfrage behindern. Oder falsche Produktionsmethoden und Störungen auf den Gütermärkten haben negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Das Hauptmerkmale der strukturellen Arbeitslosigkeit ist ihre Dauerhaftigkeit mit lang anhaltenden Arbeitslosigkeitsperioden für ältere Arbeitnehmer, geringer qualifiziertere Arbeiter und Berufsanfänger.

Ein weiteres Problem ergibt das ausfiltern weniger qualifizierter Arbeitsloser, wodurch eine mögliche Anstellung schon im Vorfeld ausgeschlossen wird. Durch die Arbeitsmarktsituation bedingt werden Personen mit anspruchsvoller Berufsausbildung in weniger anspruchsvollen Positionen beschäftigt, zudem werden weniger produktive Arbeitskräfte schneller entlassen. Der Arbeitsmarkt kann auch hier ohne staatliche Reglementierung keinen Ausgleich schaffen. Im Vergleich zu den sechziger und siebziger Jahren hat sich der Anteil der Langzeitarbeitslosen knapp verdreifacht und ist auf 30% angestiegen.

 
5.3 Umstrukturierung des sozialen Netzes und der Öffnungszeiten im Handel

Die soziale Unterstützung des nicht arbeitenden Teils der Bevölkerung wird vom arbeitenden Teil finanziert. Arbeitslose erhalten bis zu 32 Monate Arbeitslosengeld und im Anschluß auf unbegrenzte Dauer Arbeitslosenhilfe. Das soziale Netz wird also in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit stark beansprucht, jedoch sollte der so finanzierte Arbeitsplatzverlust nicht dazu führen, daß die gesamte Wirtschaft hinsichtlich ihrer Effizienz negativ beeinflußt wird.

Langfristig gesehen muß ein höherer Anreiz geschaffen werden, welchen den Arbeitslosen zu einer aktiven Arbeitsuche bewegt. Bei erkennbaren Verstößen sollte der Arbeitsuchende mit finanziellen Sanktionen (durch Verringerung seiner Sozialleistung) belegt werden, darüber hinaus muß auch der Mißbrauch von Sozialleistungen stärker als bisher bekämpft werden. Zudem muß für Arbeitslose ein vergleichbares Regelwerk wie für Arbeitende geschaffen werden. Übertriebene Kündigungsschutzbestimmungen und Sozialplanregelungen hemmen die Bereitschaft des Arbeitgebers mehr Personen zu beschäftigen.

Die Begrenzungen der Öffnungszeiten im Handel können bei einer Ausweitung des Dienstleistungssektors nicht weiterhin aufrecht gehalten werden. Gerade auf diesem Sektor ergibt sich ein großes Potential neuer Arbeitsplätze. Auch sollten überalterte Vorschrift aus den Handwerksgewerbe neu überdacht werden, dies verdeutlicht das Beispiel eines Unternehmers: Arbeitslose Frisöre sollten, durch Hausbesuche beim Kunden, wieder beschäftigt werden. Auf diese Weise wären 2500 neue Arbeitsplätze entstanden. Das Vorhaben des Unternehmers scheiterte weil die Handwerkskammer der Auffassung war, daß bei solch einer Tätigkeit immer ein Meister anwesend sein müsse, nur gibt es keine arbeitssuchenden Frisöre-Meister.
 

5.4 Löhne, Lohnzusatzkosten und Abgaben

Nach Ansicht der Bundesbank sollte das Reallohnwachstum in den nächsten Jahren hinter der Zunahme der Arbeitsproduktivität liegen um so das Beschäftigungsvolumen wieder zu expandieren. Um wieviel der Differenzbetrag variieren soll läßt sich empirisch aber schwer feststellen. Die Löhne sind ein entscheidender Teil des Produktionsfaktors Arbeit und somit auch mitverantwortlich für die derzeit schlechte Situation auf dem Arbeitsmarkt.

Ausgehend vom klassischen Arbeitsmarktmodell wirken die Löhne direkt auf die Arbeitsnachfrage, die Nachfrage ist also mit den dadurch entstehenden Kosten stark verbunden. Um höhere Investitionen vorauszusetzen ist die Rentabilität des Sachkapitals von wichtiger Bedeutung, da hier die durch Produktion entstehenden Kosten wirksam werden und somit hemmend wirken können. Eine Verteuerung des Produktionsfaktors Arbeit wird auch bei den Lohnnebenkosten deutlich. 1993 entfielen auf die Nebenkosten bereits rund ein Fünftel der Aufwendungen für Löhne.Dies schlägt sich in den Kosten für den Arbeitgeber deutlich nieder. Trotz der Verteuerung des Produktionsfaktors Arbeit war im Gegenzug die Zunahme des Einkommens bei den Arbeitskräften weitaus geringer.

Um die Belastungen des Arbeitsmarktes auszugleichen muß eine stärkere Differenzierung der Lohnspannen vorgenommen werden. Die Löhne sind zwar schon nach Qualifikation, Alter, Betriebszugehörigkeit, Region und Branche sehr unterschiedlich, nur zeigt der Vergleich mit Ländern deren Lohndifferenzierung ausgeprägter ist, daß hier zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden können.

Hohe Lohnkosten und kurze Arbeitszeiten verdeutlichen nur den Teil der unternehmerischen Belastungen, die auf die Inputseite wirken. Die hierbei produzierten Wirtschaftsgüter werden nicht dargestellt. Um eine genauere Aussage über die Arbeitskräfteeffizienz zu treffen, müssen Lohnstückkosten und Arbeitsproduktivität aus berücksichtigt werden. Setzt man nun die Lohnstückkosten in Relation zum Bruttoinlansprodukt, so gibt der daraus entstandene Quotient Aufschluß über die Kosten der Produktion im untersuchten Land; je geringer der Quotient ausfällt, desto kostengünstiger kann produziert werden. Die Meßgröße läßt sich im Zähler dadurch beeinflussen, daß die Einkommenszahlungen an die unselbständig Beschäftigten oder die Zahl der Erwerbstätigen niedrig gehalten wird. Im Ländervergleich wird nun deutlich, daß die Arbeitskosten in Deutschland zwar zu den höchsten auf der Welt gehören, den Wirtschaftsstandort Deutschland jedoch nicht gefährden Für den exportabhängigen Bereich des verarbeitenden Gewerbes trifft dieser Vergleich nicht zu, zeigt sich doch daß hier die japanische Industrie und die asiatischen Schwellenländer einen nicht zu übersehenden Vorteil haben. Die geringere Kostenbelastung dieser Länder ist als Hauptgrund für die Eroberung wichtiger Industriezweige zu sehen. So konnten die Asiaten ihren Anteil am Welthandelsvolumen in den letzten Jahren erheblich (zum Nachteil der westlichen Industrieländer) vergrößern.

Durch eine zu harte Abgabenpolitik für Unternehmen und Arbeitnehmer werden Leistungsanreize unterdrückt. Die Reduktion der Abgabenbelastung kann der Arbeitslosigkeit entscheidend entgegenwirken und die Standortqualität Deutschland verbessern.
 

5.5 Lösungsvorschläge zur Lohnproblematik

Die Hauptbetroffenen der strukturellen Arbeitslosigkeit sind geringer qualifizierte und weniger produktive Arbeitnehmer, sie stellen auch den vermutlich größten Teil der Langzeitarbeitslosen. Für diese Personengruppen gilt es die Löhne im unteren Bereich flexibler zu gestalten um so die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Einstellung zu vergrößern. Beispielsweise ist die chemische Industrie diesen Weg gegangen, indem sie abgesenkte Einstiegstarife für schon längere Zeit Arbeitslose einführte. Auch bietet der Ausbau des tertiären Sektors ein großes Potential der Beschäftigung für weniger qualifizierte Arbeitskräfte. Im Gegensatz zur Industrie konnte eine Steigerung der Wertschöpfung bei den Dienstleistungen fast ausschließlich durch die Einstellung zusätzlichen Personals erreicht werden. Hier zeichnet sich zwar eine Trendwende hin zur Rationalisierung ab; vergleicht man jedoch das Dienstleistungsgewerbe der USA mit dem deutschen so zeigt sich daß hier noch erheblicher Nachholbedarf besteht. Die Lohnflexibilität nach unten wird sehr stark durch die Sozialleistungen begrenzt. Um einige Bereiche des Dienstleistungssektors finanziell attraktiver gestalten zu können wäre ein überdenken der Höhe der Sozialleistungen wünschenswert.

Es kommt darauf an den realen Lebensstandard zu verbessern. Dies kann nicht dadurch geschehen, daß die Reallohnentwicklung dem Produktivitätszuwachs gleichgesetzt wird. Die Erhöhung der Reallöhne muß deutlich hinter dem Produktivitätszuwachs zurückbleiben, da die sonst entstehenden Kosten für die Unternehmen mit deutlich höheren Preisen der Konsumgüter abgedeckt würden und die erreichte Preisstabilität verloren gehen würde.

 
5.6 Geldpolitik

Die strukturelle Arbeitslosigkeit kann nur durch wirkungsvolles bekämpfen ihrer Ursachen verringert werden. Ein verstärkte Staatsnachfrage, wie Keynes sie forderte um den private Nachfragemangel auszugleichen, führt aber nach Ansicht der Bundesbank nur zu neuen Schwierigkeiten. Infolge der industriellen Rationalisierungsprozesse würde eine expansive Fiskal- oder Geldpolitik ebenfalls schnell an ihre Grenzen stoßen und sich nur in Preissteigerungen ausschlagen. Da das Aktionsfeld der Geldpolitik die kurzfristigen Zinsen sind, jedoch vier Fünftel aller Kredite langfristig sind, kann hier nicht erfolgversprechend gehandelt werden.

In diesem Punkt widerspricht die Bundesbank der keynesianischen Theorie, welche im Unterschied zur Neoklassik davon ausgeht, daß der Zinssatz auf dem Geldmarkt und nicht auf dem Kapitalmarkt bestimmt wird. Demnach bestehe zwischen den Zinsen am kurzen und langen Ende des Marktes kein mechanischer Zusammenhang. Eine Zinssenkung würde eher zur Förderung der Inflationsgefahr beitragen, die Geldwertstabilität aber kann zum Abbau der Arbeitslosigkeit beitragen.
 

6.0 Aussichten

Da der Bedarf an nicht ausgebildeten Arbeitskräften ständig abnimmt, wird sich die Beschäftigungssituation für diese Personen verschlechtern. Eine gute berufliche Ausbildung wird immer mehr entscheidend werden um der Arbeitslosigkeit erfolgreich entgegenwirken zu können, doch muß eine Umstrukturierung des Ausbildungsmarktes vorgenommen werden um einen Anreiz für Verstärkte Berufsausbildung zu schaffen, eine Erhöhung der Studiengebühren kann hier zu keinem positiven Ergebnis führen.

Auch über das Jahr 2000 hinaus sollte mit hoher struktureller Arbeitslosigkeit in Deutschland gerechnet werden. Die Einführung der Marktwirtschaft in den neuen Bundesländern wird noch einige Jahre andauern. Für den Ostteil Deutschlands sind die Folgeerscheinung der Strukturumwandlung nicht klar abzuschätzen, doch kann von einem vergleichbar höheren Anteil an Langzeitarbeitslosen und weniger qualifizierten Arbeitnehmer (Folgen der Ausbildungspolitik) ausgegangen werden. Der Anteil erwerbsloser Frauen könnte durch die Expansion des Dienstleistungsbereiches zurückgehen, aber auch deshalb weil sie keine Beschäftigungschancen sehen und ihre Ansprüche an die Arbeitslosenversicherung ausgelaufen sind.